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Doch der Axel...

Oksana Kazakowa und Artur Dmitriew gewinnen verdient olympisches Paarlaufgold – Wötzel/Steuer mit Bronze gekrönt  ■ Von Jan Feddersen

Am Ende blieb ihnen nur der dritte Platz. Auf Gold hatten sie sich selbst programmiert. „Wir sind doch Weltmeister“, beteuerten sie sich gegenseitig vor der Kür. Ein Sieg sollte es gestern beim olympischen Paarlauf werden. Der hätte Mandy Wötzel und Ingo Steuer aus Chemnitz das bessere Entree ins Profigeschäft verschafft. Doch ein kleiner Wackler, den Wötzel beim Doppelaxel zeigte, machte ihre Hoffnungen kaputt. Besser war in erster Linie das Siegerpaar, Oksana Kazakowa und Artur Dmitriew aus Rußland.

Als einziges der 24 Paare kamen sie absturzfrei durch das viereinhalbminütige Programm. Und sie waren technisch die versiertesten. Sprangen den Toeloop supersynchron dreifach, den Axel sogar zweimal je doppelt – da hatte das Preisgericht keine andere Wahl, als die beiden am höchsten zu benoten.

Acht der neun Wertungsrichter setzten Kazakowa/Dmitriew auf den ersten Rang. Der Juror aus Tschechien entschied sich sogar in der B-Note für die Krönung des eiskunstläuferischen Zahlenwerks – für eine 6,0.

Nur der deutsche Preisrichter zeigte sich nicht angetan von den Russen und setzte sie in seiner Liste auf den vierten Rang. War es ein Zeichen von Verschnupftheit, ein Protest gegen den dritten Rang, der seinen Verbandskollegen Wötzel/Steuer zugefügt wurde? Denn die Chemnitzer, noch nach der Kurzkür auf dem zweiten Rang, wurden noch vom zweiten russischen Paar, Elena Bereschnaja und Anton Sicharulidze, überholt – und zwar mit einer Kürdarbietung, die zehn Sekunden vor Schluß beim Auflösen einer Sitzpirouette in einen Sturz mündete.

Doch offenbar wollte die Jury Wötzel/Steuer nicht höher auf dem Podest haben – allzu wenig inspiriert wirkte es bei der Kür. Gewiß, den dreifachen Toeloop rotierten sie noch synchron, auch den dreifachen Wurflutz exekutierten die Weltmeister lehrbuchhaft. Doch der Axel... Es war einmal mehr Mandy Wötzel, die technisch nicht gewappnet schien, wirklich Gold zu verdienen.

Trainerin Monika Scheibe hatte zuvor noch vermutet, daß Ingo Steuer entscheide, ob die Kür gelingt – schließlich hatte der Bundeswehrsoldat sich im Dezember bei einem Autounfall an der Schulter verletzt. Doch schmerzstillende Spritzen halfen ihm über die Runde. Schließlich war es auch nicht nur der verwackelte Axel, der sie auf den dritten Rang rutschen ließ. Technisch, aber auch im Hinblick auf das Tempo ihrer Show waren sie wirklich nicht goldwürdig. Die Preisrichter entschieden sich mit 5:4 Stimmen für Bereschnaja/Sicharulidze.

Angela Siedenburg, Präsidentin der Deutschen Eislauf-Union, ließ sich die gute Laune trotzdem nicht nehmen: „Sie sind Europa- und Weltmeister geworden, aber die Bronzemedaille ist der krönende Gipfel für sie.“ Eine Einschätzung, die unhöflich klingt, aber den Kern trifft: Sowohl den kontinentalen als auch den globalen Titel gewannen Wötzel/Steuer nur, weil ihre russischen Konkurrenten fehlten.

Freilich litt die Paarlaufentscheidung unter einer gewissen Blässe. Das Niveau ist nicht höher geworden im Vergleich zu den Olympischen Spielen 1992 oder 1994. Was vermißt wurde, sind Paare wie die Russen Jekaterina Gordejewa und Sergej Grinkow, die Olympiasieger von 1988 und 1994: sportlich fit und künstlerisch bezaubernd. Die beiden russischen Medaillengewinner erwarben sich Respekt, aber keine Ovationen.

Wenigstens regnete es hernach für Oksana Kazakowa und Artur Dmitriew viele Blumen – sie waren der Lohn für eine Leistung, die allerdings dringend bis zu den nächsten Olympischen Spielen der Poetisierung bedarf.

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