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■ VorschlagPost-Techno zu einer Filmpremiere: To Rococo Rot im Club 103

Was die verschiedenen Genres anbetrifft, in denen man die Berliner Band To Rococo Rot einzuordnen pflegt, darf man schon ein wenig durcheinandergeraten. Erst subsumierte man ihre Musik unter dem Begriff Post-Rock, heute liegt man nicht falsch, wenn man Post-Techno sagt, denn auch Techno-Produzenten wie der Heidelberger Move D drehen mittlerweile für To-Rococo-Rot-Alben an den Reglern. Wie auch immer: To Rococo Rot sind eine der ersten deutschen Bands, die elektronisch generierte Musik auch auf den eigentlich für Rocker reservierten Konzertbühnen performten.

Hinter dem Anagramm To Rococo Rot verbergen sich die Gebrüder Lippok, die in der DDR als „Ornament und Verbrechen“ im Untergrund beispielsweise Bohrmaschinen von Plattenspielern antreiben ließen, sowie der Bassist Stefan Schneider, der mit der Düsseldorfer Band Kreidler ähnliche Sounds fabriziert wie mit To Rococo Rot. Kreidler, To Rococo Rot und auch Tarwater, ein anderes Projekt von Ronald Lippok: Ihnen gemeinsam ist das Prinzip Band, das Prinzip Gig, dargebracht als „Live Electronic Set“, auf dem sich Elektrotechnik oder Gitarre und Schlagzeug ein manchmal traumverlorenes Stelldichein geben. Denn die Sounds klingen ruhig, fließend und improvisiert, Instrumentals, denen man aufmerksam zuhören kann, um hinter ihre Strukturen zu kommen, die man aber auch einfach an sich vorbeirauschen lassen kann.

Den Vorwurf, „Ambient“ zu produzieren, weisen To Rococo Rot aber zurück. Man spricht wie Stefan Schneider lieber von „einem Text, der nicht zu Ende gesprochen wird“. Und da paßt es auch ganz gut, daß man heute abend im Club 103 im Rahmen der Erstaufführung des von Vladimir Muzhesky gedrehten Dokumentarfilms „Plane of Immanence“ auftritt. Für diesen Film haben To Rococo Rot den Soundtrack produziert, er verhandelt „hyperreality as a phenomenon of electronically mediated mentality“, und was man sich darunter vorzustellen hat, schaut jeder am besten selbst an. Andere Anschlüsse für To Rococo Rot und ihre Musik dürften dabei ohne weiteres zu finden sein. Gerrit Bartels

Heute ab 22 Uhr im Club 103, Friedrichstraße 103

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