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Crack-User entmystifiziert

■ Frankfurter Projekt stellt erste Erkenntnisse über die bislang „unbekannten Wesen“ vor

Frankfurt (taz) – Stolz hat Frankfurts Gesundheitsdezernent Albrecht Glaser (CDU) gestern verkündet: „Die Entmystifizierung des Crack ist gelungen.“ Und das in den nur drei Monaten, seit der auf Kokainbasis zusammengebackenen Droge mit Blitzwirkung der Kampf angesagt worden sei. Nicht länger seien Crack-User die „unbekannten Wesen“, die sehr mobil sind, hochaggressiv wirken und nicht ansprechbar scheinen.

Glaser stellte damit ein neues Projekt aufsuchender Feldforschung vor, das im Sinne des schon fast tradionellen „Frankfurter Weges“ seit September des vorigen Jahres interdisziplinär Zugang zu Crack-Rauchern gesucht hat.

Crack-User galten bisher als kaum ansprech- und noch weniger therapierbar. Bislang, so Glaser, seien Polizisten die einzigen gewesen, die von Amts wegen Kontakt mit den Suchtkranken hatten. Versuche, dies zu ändern, habe es weltweit kaum gegeben. Glaser: „Wir waren wenig optimistisch.“ Dennoch sei es gelungen, Kontakt zu gut einem Drittel der rund 200 bekannten Konsumenten aus der Crack-Szene herzustellen. Das bisher erfolgreiche Projekt werde deshalb in diesem Jahr gezielt fortgesetzt.

Pelle Hemann vom Jugendamt zog für die Streetworker, die vor allem im Bahnhofsviertel unterwegs waren, ein erstes Fazit: Crack-User seien „sehr wechselhaft“. „Das ist Laufarbeit. Wir sind so ungeordnet wie die Szene unterwegs.“ Jeder Betroffene müsse einzeln angesprochen werden und ein individueller Weg aus seinen Problemen gesucht werden. Und das möglichst sofort.

Erkenntnisse aus den Heroinprogrammen seien nicht auf den Umgang mit Crack übertragbar. Die Droge, so sein Kollege Joachim Krause vom Malteser-Hilfsdienst, lasse nur kurzfristige Planung zu: „Die vergessen das sonst.“ Heide Platen

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