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Türkischer Zentralverband am Ende

■ Der türkische Konsul hatte den Zentralverbandsvorsitzenden Findikci schon lange fallen gelassen

Der 1993 als Alternative zum linken „Dachverband Ausländischer Kulturvereine“(DAB) gegründete „Türkische Zentralverband“steht vor dem Ende. Nachdem die staatsnahen Moscheen und der mitgliederstarke Sportverein Vatan ausgetreten sind, sind nur noch kleine türkische Einrichtungen geblieben, wie der Studentenverband oder die „Glücklichen Gartenfreunde“. „Es ist nicht von Bedeutung, wieviele Mitglieder ein Verein hat“, meint der Vorsitzende des Zentralverbandes, Aydin Findikci, dazu. Die Islamischen Moscheen und Vereine, mit denen sich Findikci in den letzten Wochen angelegt hatte, waren nie Mitglied in seinem Zentralverband.

Daß die staatsnahen Moscheen ausgerechnet jetzt ausgetreten sind, hat auch damit zu tun, daß sie sich in dieser Situation mit der Fatih-Moschee und den Islamisten solidarisieren wollten. Die eigentlichen Gründe liegen aber woanders, der Konflikt im Zentralverband schwelt schon seit Monaten. Denn Findikci hatte schon früher die Unterstützung des türkischen Konsuls in Hannover verloren. „Wir respektieren die Türkei, aber Deutschland ist unsere neue Heimat geworden“, erklärt Findikci den Konflikt: „Ich finde es unverschämt, wenn der Konsul sich in die Angelegenheiten unseres Verbandes einmischen will.“Er wolle sich auch nicht instrumentalisieren lassen von dem Konsul. „Ich will, daß der Konsul uns hier in Ruhe läßt.“Die Moscheen, die nun ausgetreten sind, sind in gewisser Weise vom türkischen Religionsministerium auch finanziell abhängig.

Die Gemeinden werfen Findikci vor, daß er nicht die Zusammengehörigkeit der Türken in Bremen fördert und ihre Interessen vertreten hat, sondern eigene politische Ambitionen verfolge. Als Mitglied der CDU hatte sich Findikcis Zentralverband in der Auseinandersetzung um die Kinder-Visa nicht so gegen die Bundesregierung gestellt, wie die türtkischen Mitgliedsvereine das gerne gesehen hätten. „Unverschämtes Verhalten gegenüber unserem Botschafter“steht ebenso auf der Liste der Kritik wie der Ausschank von Alkohol bei offiziellen Verbands-Einladungen.

Den Vorwurf der parteipolitischen Sonderinteressen kann Findikci nicht nachvollziehen: „Ich bin ein autonomer Mensch.“Seine Kritiker unterstellen ihm, daß er anstrebe, für die CDU ein Bürgerschaftsmandat zu bekommen. Findikci dazu: „Nehmen Sie an, das will ich – was ist daran falsch?“

Derzeit macht der seit Jahren engagierte Verbandsvorsitzende, der früher einmal in der SPD-Mitglied und in der Firma des türkischen Generalkonsuls Grabbe, Interhomes, eine Anstellung hatte, eine Arbeitsamts-Fortbildung. Parallel plane er in Projekt an der Universität. Daß der „Türkische Zentralverband im Lande Bremen“nun auf eine kleine Anzahl von Mitgliedsvereinen zusammengeschrumpft ist, begrüße er sogar: „Ich bin froh, daß diese Moscheen ausgetreten sind.“So könne der Zentralverband die Auseinandersetzung mit den anderen, nicht ausgetretenen Moscheen, besser führen. K.W.

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