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■ NachschlagLet it Re – Die ReBeatles versuchten das Unmögliche

Seit Wochen irritieren die Plakate an jeder U-Bahn-Station: „The ReBeatles“ kommen mit ihrer „Original Beatles Live Show“. „Die Beatles der 90er“, titelte ein geheimnisvoller Vogtlandanzeiger, und die Bravo formulierte skurril: „eine der besten Beatles-Bands in Mitteleuropa“. Interessant auch der Ort: Im ausverkauften Gemeinschaftshaus Gropiusstadt spielten die Beatles-Kopisten aus Ginsberg bei Mainz vor vierhundert Fans, größtenteils im besten Paul- McCartney-Alter. Familie Breske zum Beispiel, die vierzehn Plätze an zwei Tischen gegenüber reserviert hatte, versorgte den Jüngsten erst einmal mit fleischiger Gropiusstädter Hausmannskost, bevor um punkt 20 Uhr die vier Endzwanziger die Show mit Beatles-Hits aus der Anfangszeit der „Fab Four“ eröffneten: „She loves you“, „I feel fine“ etc. Technisch könnte sich der Purist höchstens über zu klaren Sound ärgern: Doppelt so viele Mikros geben eben auch doppelt soviel Geräusch wie damals.

Natürlich hatte auch keiner der Band „the look“. Aber sei's drum, sieht man doch an Bands wie den „Bates“ und den „Prinzen“, daß gutes Aussehen nicht unbedingt mehr Voraussetzung für Erfolg sein muß. Gegenüber am Familie-Breske-Tisch wurde jedenfalls kräftig in Waschbecken-Englisch mitgesungen (“Help! Aiisoowai! Help!“), und ich fragte die beiden 20jährigen Mäuse neben mir, ob sie vielleicht mit der Band verwandt seien und darum hier. Waren sie aber nicht, Antonia und Christiane sind echte Beatles-Fans, waren sogar schon einmal in Liverpool. Die Stimmung brodelte beim zweiten Set, dem „Sgt. Pepper“-Teil der Show, auch schon beachtlich, und das, obwohl die Sgt.-Pepper-Songs von den Beatles nie live performed wurden, aus gutem Grund: Sie waren zu kompliziert. Das fanden die ReBeatles leider nicht. Ich will ehrlich sein: Würde man George Harrison fragen, was er davon hielte, er würde sagen: never mind. Aber ich bin nicht George Harrison, ich bin Beatles-Fan. Und darum tat mir der Abend doch in der Seele weh. Jenni Zylka

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