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■ QuerspalteNüchtern betrachtet

Gestern war der Internationale Frauentag. Grund genug zur kleinen Nachbetrachtung. In Berlin gibt es 61.000 mehr ledige Frauen zwischen 20 und 35 als Männer. Das ist erschreckend. Außerdem ist in einigen französischen Schulen das Küssen verboten. Wer Händchen hält, kriegt zwei Stunden Arrest. Für Petting gibt es vier Stunden Nachsitzen. Das kann doch nicht der Sinn der Sache sein und erschwert den Dialog zwischen den Geschlechtern, der, laut Spiegel, ja eh ontologisch sozusagen unmöglich sei und am Samstag dann doch schön, offen und paritätisch in meiner Lieblingszeitung, also dieser hier, geführt wurde.

Männer mit modernen Dienstleistungsberufen sprachen da über das Vermögen respektive Unvermögen von Frauen, sachgerecht mit „Schwänzen“ umzugehen. Einiges scheint da im argen zu sein. Dann sprachen Frauen darüber, wie die Männer mit den FDP-Berufen über das Verhältnis von Frauen zu ihren „Schwänzen“ redeten. Alles äußerst unverkrampft. Als „Anne-Celine“ (Namen sind geändert) jedoch über Oral-Sex und Schwanzgrößen diskutieren wollte, blockte der Gesprächsleiter ab: „Das ist hier nicht das Thema“. Das soll auch hier nicht das Thema sein. Wer spricht schon gerne von „Schwänzen“ oder „Penissen“. Noch dazu am Internationalen Weltfrauentag. Das geht doch nicht und ist sehr unhöflich. Deshalb verwendet der Spiegel gemeinhin den Begriff „Gemächte“. Was noch dämlicher ist. „Busen“ dagegen klingt prima. Vor vielen Jahren gab es einmal eine aufrührerische Emma-Titelgeschichte, in der 16 Frauen unerschrocken über ihren Busen sprachen, woraufhin der stern mit 24 Busen-Frauen (Namen geändert) konterte. Ein Weltbusentag wurde angedacht. „Deine beiden Brüste sind wie junge Zwillinge von Gazellen, die unter den Lilien weiden“, heißt es in dem patriarchalischen Grundtext des Abendlandes. Gestern war auch „Tag der Zahnpflege“. „Jeder Tag ist Tag der Zahnpflege“, steht auf dem Plakat im Schaufenster meiner Apotheke. Detlef Kuhlbrodt (Name geändert)

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