piwik no script img

■ VorschlagDer gemeine „Blick“ – Filme über Rußland im Polnischen Kulturinstitut

Daß die Moskauer ARD-Korrespondentin Sonja Mikich mehr kann als nur die deutschen Rußlandklischees – Mafia, Prostitution und Plutonium – zu bedienen, bewies sie gerade mit ihrem Buch „Planet Moskau“. Aber selbst da, wo sie ihre „private“ Erzählung abbricht, ging die Geschichte noch weiter. Beispielsweise die vom Marsch der russischen „Soldatenmütter“ nach Grosny, den die Frauen und auch Sonja Mikich drei Kilometer hinter dem Ort Samaschki abbrechen mußten. Der polnische Kameramann Jacek Petrycki, mit dem englischen Regisseur Clive Gordon für „Channel Four“ vor Ort, blieb dort. Auf diese Weise bekamen sie noch mit, wie später auch die evakuierten Frauen aus Samaschki einen Marsch organisierten: um 250 von den Russen getötete Dorfbewohner zu begraben. Der Film darüber – „Betrayed“ – wurde mehrfach preigekrönt. Jetzt zeigt ihn das polnische Kulturinstitut – zusammen mit drei weiteren Filmen von Jacek Petrycki und Clive Gordon.

Ihre Dokumentationen sind alle nach 1993 entstanden und etwas länger als 70 Minuten, fürs Fernsehen wurden sie geviertelt und englisch untertitelt. Den ersten Film – „Moscow Central“ bezeichnet Kornel Miglus vom Polnischen Kulturinstitut als „schwarze Komödie: Man würde es fast nicht glauben, wenn es keine wahre Geschichte wäre.“ Es geht darin um die erste freie Wahl in Moskau, wo man noch immer am Rande des Bürgerkriegs lebt. Jeder der Kandidaten hält sich für den „Retter Rußlands“. Ein wegen Korruptionsvorwürfen nach England ausgewichener Geschäftsmann gewinnt. Da er sich jedoch den Untersuchungsbehörden entzogen hat, muß er untertauchen. Sein Konkurrent, Besitzer eines Moskauer Kabelkanals, der seine Wahlflugblätter noch eigenhändig in die Briefkästen stecken mußte, nennt ihn „just another bread-winner for Russia“.

Der dritte Film „The Unforgiving“ begleitet im Bosnien-Krieg eine serbische Mutter auf der Suche nach der Leiche ihres Sohnes. Im vierten – „The Mission“ – geht es um den Bürgerkrieg in Ruanda und den Kampf einer italienischen Nonne in einer Klosterschule, die versucht, das Leben ihrer Schülerinnen zu retten. Der Titel dieser Filmreihe über neuere Arbeiten von Jacek Petrycki lautet: „Porträts unserer Welt im Kriegszustand“. Außerdem wird noch sein Film „Provinzschauspieler“ von 1979 gezigt: „Polen an der Schwelle zum Zeitalter der Solidarność – eine Geschichte aus dem Kino der moralischen Unruhe“ (Regie: Agnieszka Holland). Helmut Höge

Am 14. März, 15. März und 16. März im Polnischen Kulturinstitut in Berlin-Mitte, Karl-Liebknecht-Straße 7.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen