piwik no script img

■ SchnittplatzEmder Stichwahldönjtes

Es fängt ja schon damit an, daß die Tageszeitung in Emden nicht „Emdener Zeitung“ heißt, sondern Emder Zeitung. Rätselhaftes Emden. Die Emder Zeitung nun, deren Seite1 frohgelaunt Moin, Moin grüßt, ist eigentlich eine ganz normale Regionalzeitung, in der die Karikaturen „So kann man's auch sehen“ übertitelt sind und die pointenlosen Sagt-Klein-Fritzchen-Fünfzeiler auf der letzten Seite natürlich „Und den noch“ heißen. Und nun auch das noch: In Emden ist heuer Stichwahl! In der Emder Zeitung tobt deshalb seit der Niedersachsenwahl ein Kandidatenkrieg – Gerhard Schröder und die Folgen! Problem: Bereit sind in Emden zwei – Alwin Brinkmann und Erich Bolinius. Nun könnte man auch bei der Emder Zeitung für 14,80 DM das Video „Original Emder Döntjes und ein Lied für die Heimatstadt“ bestellen, doch noch schöner sind die Döntjes in den Anzeigen.

Zwar hat Bolinius recht, wenn er viertelseitig kreischt: „Keiner hätte es für möglich gehalten – alle reden über Emder Politik!“, ist aber ansonsten wohl ein ziemliches Arschloch, das für die Anzeige im Sportteil („An alle Emder Sportlerinnen und Sportler!“) sogar extra die Ärmel hochgekrempelt hat; deshalb hier nun die schönsten Brinkmann-Sätze („Weil es um Emden geht“, wie „ehemalige Mitglieder des Emder Rates“ anzeigten): Emden muß sich nicht verstecken. Weit über Emden hinaus strahlt das Internationale FilmFest Emden. Seit 42 Jahren bin ich Mitglied bei VfB Stern. Viele große und kleine Dinge sind wärend meiner Amtszeit geschaffen worden. Jetzt stehen zwei Dinge obenan. Ihre Wahlentscheidung hat mich getroffen. Aber ich glaube, ich habe Ihren „Denkzettel“ verstanden. Man kann nicht gegen den Willen der Bevölkerung eine Busspur einrichten, auch wenn die Argumente der Verwaltung noch so einleuchtend erscheinen und die EG sie finanziert. (Die Argumente der Verwaltung??) Ich möchte auch weiterhin mit meinen Kontakten für eine gute Entwicklung der Stadt arbeiten. Das waren im Schnelldurchlauf die Kernsätze aus Brinkmanns Anzeigen. Am Sonntag ist Wahl – das Emden ist offen. Benjamin v. Stuckrad-Barre

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen