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Debatte: Frauen auf dem ArbeitsmarktFrauen verdienen mehr

■ Uwe Beckmeyer, Senator für Arbeit, antwortet Brigitte Dreyer (taz, 7.3.)

Frauen haben es im Berufsleben schwerer als Männer. Die Gründe sind vielfältig und lassen sich weit in die Geschichte zurückverfolgen. Einer dieser Gründe sind aber auch „diskontinuierliche Erwerbsbiographien“, wie es im jüngsten Arbeitsmarktbericht des Senats heißt. Junge Frauen haben zwar eine ähnlich gute Qualifikation wie Männer, unterbrechen ihre Berufstätigkeit jedoch oft zugunsten von Familienaufgaben, meist wegen der Kindererziehung. Daß daraus Nachteile resultieren, ist eine Tatsache. Wer sie nicht wahrhaben will, sondern nur von besonderen Fähigkeiten von Frauen spricht, wie es Brigitte Dreyer namens der CDU-Fraktion in der letzten Sitzung der Bürgerschaft getan hat, der wird nichts zu beitragen, solche Benachteiligungen zu ändern. Dabei gibt es viel zu tun.

Eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Berufsleben setzt neben gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit sowie gleicher Verteilung der Erwerbsarbeit auf beide Geschlechter voraus, daß die anderen gesellschaftlich notwendigen Arbeiten, und dazu gehört auch die Erziehung von Kindern, gleichmäßig verteilt werden. Damit dies gelingen kann, sind nicht nur Veränderungen in den Köpfen notwendig, sondern auch Veränderungen in der Arbeitszeitpolitik. Solche Fragen kann die Politik nicht alleine lösen, dies ist auch eine Aufgabe der Tarifpartner, also auch der DAG, deren Bremer Vorsitzende Brigitte Dreyer ist.

Die Arbeit – berufliche und familiäre – gleichmäßig zu verteilen und gleich zu bezahlen, ist kein leichtes Unterfangen. So lange die Ungleichheit fortbesteht, müssen wir dafür sorgen, daß die Benachteiligung für Frauen nicht noch vergrößert wird. Ich nenne nur die soziale Sicherung mit ihren unzureichenden Renten für Frauen, die Kinder erzogen haben. Ein anderes Beispiel ist die Arbeitsmarktpolitik. Mit unserem Bremer Programm für Berufsrücckehrerinnen haben wir bundesweit beachtliche Maßstäbe gesetzt. Darüber hinaus könnte dafür gesorgt werden, die Situation der Frauen beim Bezug von Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe durch die verbesserte Anerkennung von familienbedingten Unterbrechungen der Berufstätigkeit deutlich zu verbessern. Ebenso ließe sich der Zugang von Berufsrückkehrerinnen zu beruflichen Bildungsmaßnahmen der Arbeitsämter erleichtern. Alles dies sind wichtige Aufgaben, bei der die Unterstützung der CDU-Abgeordneten Dreyer ausgesprochen hilfreich wäre.

Auch in den Betrieben selbst ließe sich einiges mehr dafür tun, die Benachteiligung von Frauen durch besondere Frauenfördermaßnahmen zu unterstützen. Die Aufstellung von Frauenförderplänen, mehr betriebliche Kindergärten oder familienfreundliche Arbeitszeiten sind geeignete Mittel, um Benachteiligungen von Frauen schon heute abzubauen. Der in der vergangenen Legislaturperiode in Bremen geschaffene Bonus für die Einrichtung von zusätzlichen Frauenarbeitsplätzen oder der Wettbewerb „Frauenfreundlicher Betrieb“sind nur zwei Beispiele hierfür. Wer allerdings in neoliberaler Manier glaubt, die Wirtschaft wird es schon richten, und wer meint, Frauen hätten zukünftig allein deshalb bessere Chancen im Berufsleben, weil sie über Fähigkeiten wie Mut, Nerven und Gelassenheit verfügen, der schreibt die Benachteiligung von Frauen auf viele weitere Jahre fest.

Uwe Beckmeyer

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