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Flügel-Duell bei der GAL

Bundestagskandidatur: Durchmarsch der Realos mit nur zwei Stimmen verhindert. Linke hatten mit Wahlkampf-Boykott gedroht  ■ Von Silke Mertins

Als Bundestagskandidatinnen der Hamburger Grünen treten die Reala Kristin Heyne auf Platz eins und die Linke Amke Dietert-Scheuer auf Platz zwei an – genau wie bei den Bundestagswahlen vor vier Jahren. Doch um zu diesem Ergebnis zu kommen, spielten sich gestern während der Landesmitgliederversammlung der GAL flügelübergreifende Polit-Dramen ab.

Zunächst traten die beiden Politikerinnen gegeneinander an, denn angesichts der derzeitigen Umfrageergebnisse ist den Grünen nur Platz eins der Landesliste wirklich sicher. Dabei konnte sich die Finanzexpertin und Mit-Architektin der Ökosteuer, Heyne (46), überraschend klar mit 137 zu 92 Stimmen gegen die Asyl- und Menschenrechtspolitikerin Dietert-Scheuer (42) durchsetzen.

Bei der Besetzung des weniger aussichtsreichen Platzes zwei nahm der GALische Streit seinen Lauf. Dietert-Scheuer, deren Wirken in den vergangenen vier Jahren als inhaltlich gut, aber in der Außenwirkung zu blaß eingeschätzt wird, trat erneut an. Die Realos setzten den Ex-Bürgerschaftsabgeordneten Kurt Edler dagegen. Als „gruselig“bezeichnete Edler die Äußerungen der grünen Linken zur Nato-Ost-Erweiterung. Die Tschechen etwa nicht dabeihaben zu wollen sei in den betroffenen Ländern nicht zu vermitteln. Dietert-Scheuer hatte sich bei der Abstimmung im Bundestag der Stimme enthalten. Edler habe sich „an Plattitüden selbst übertroffen“, schimpfte GAL-Fraktionschefin Antje Möller. „Wenn wir einen gemeinsamen Wahlkampf führen wollen, brauchen wir eine Liste, auf der sich alle wiederfinden“, klagte auch Andreas Bachmann Flügelproporz ein.

Im ersten Wahlgang setzte sich Edler mit 119 Stimmen gegen Dietert-Scheuer (115 Stimmen) durch. In Ermangelung einer absoluten Mehrheit war ein zweiter Wahlgang erforderlich. In mehreren Auszeiten berieten sich die Flügel und blieben bei ihren KandidatInnen. Die beliebte linke Parteisprecherin Antje Radcke, die bei einer flügelinternen Abstimmung vor einigen Wochen scheiterte, nun doch ins Rennen zu schicken, lehnten die Linken ab. Wenn es zu einem Sieg der Realos komme, wurde hinter den Kulissen gedroht, müßten sie Wahlkampf ohne die Linken machen. Als Radcke an die Mitglieder appellieren will, an den Proporz zu denken, fällt die Veranstaltungsleitung ihr ins Wort. Norbert Hackbusch, Anführer der Linken, stürmt auf das Podium zu, wird aber von Parteifreundinnen zurückgehalten. Tohuwabohu.

Zweiter Wahlgang: 118 Stimmen für Dietert-Scheuer, 116 für Edler. Wieder keine absolute Mehrheit. Dritter Wahlgang. Dieses Mal reicht die relative Mehrheit. 116 Stimmen für Dietert-Scheuer, 114 für Edler. Erleichterung auf allen Seiten; mit zwei Stimmen wurde der Durchmarsch der Realos doch noch verhindert.

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