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Fusionsnachbeben in USA hält an

■ Schaffung des größten Geldkonzerns der Welt löst Echo in Finanzbranche aus. Die künftigen Bosse der Citigroup sahnen ab

Berlin (taz) – Wie ein Blitz schlug Anfang der Woche die Nachricht von der größten Firmenfusion aller Zeiten ein, nun folgt der Donner: Nach der Fusion von Travelers mit der Citibank zur Citigroup wollten am Dienstag weitere Finanzkonzerne in den USA zusammengehen. Für 8,6 Milliarden Dollar (15,5 Milliarden Mark) wird die Konsumentenkreditfirma Houshold International mit ihrem teilweisen Konkurrenten Beneficial Corporation Aktien tauschen. Der Versicherer Conseco will für 7,6 Milliarden Dollar Green Tree Financial kaufen, welche auf die Finanzierung der US-typischen, fahrenden Mobil homes spezialisiert ist. Und die Investmentgruppe Blackstone hat anscheinend die Kontrolle über die Savoy Hotels gewonnen – für bescheidene 868 Millionen Dollar. Einige kleinere Mergers mit einem Wert bis zu einer Milliarde waren da kaum noch der Erwähnung wert.

Mit spitzem Stift rechneten gestern Experten die Hauptprofitträger all der Aktienaktionen aus: die Bosse selbst. Paradebeispiel ist der Auslöser des Ganzen, Travelers- Chef Sanford „Sandy“ Weill. Weil in den USA die Entlohnung höherer Manager stark vom Aktienkurs des Unternehmens abhängt, bedeuten steigende Kurse steigendes Einkommen. Und die Aktien ziehen bei einer Fusion um 10 bis 25 Prozent an. Wieviel am Ende des Jahres davon übrigbleibt, ist noch unklar. Doch Weill konnte seine Konten schon 1997 auffüllen. Er wandelte laut einer Rechnung von Le Monde für 220 Millionen Dollar persönliche Gutschriften (Optionen) in Travelers-Aktien um. Außerdem erhielt er noch ein Gehalt samt Bonus von knapp 50 Millionen Dollar. Die 270 Millionen Dollar ergeben umgerechnet gut 480 Millionen Mark. In einem Jahr.

Beschränkend gilt es aber, die Berechnung von Graef Crystal in der gestrigen Financial Times zu erwähnen: Er kommt nur auf 152,6 Millionen Dollar (275 Millionen Mark) für den 97er Lohn von Weill. Auch nicht schlecht für den Sohn eines in die USA eingewanderten polnischen Schneiders. Dagegen ist sein künftiger Partner John Reed, der bisherige Chef der Citibank, nachgerade ein kleines Licht: Crystal beziffert sein Einkommen im vergangenen Jahr auf 14,4 Millionen Dollar. Doch für Reed gibt es nun wohl mehr. Graef Crystal zum Verdienst der künftigen Co-Chefs: „Sandy wird nicht runtergehen. Also können Sie damit rechnen, daß Reed raufgeht.“ rem

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