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Flüchtlinge sind keine Nachbarn

Harburgs Grüne wollen ein Neubaugebiet lieber ausländerfrei halten, weil die deutschen Anwohner schon von Aussiedlern genervt sind  ■ Von Elke Spanner

„Wir handeln nicht gegen den Willen der Bevölkerung“, preist Harburgs GAL-Fraktionssprecher Ronald Preuß seine Bürgernähe – nachdem seine Fraktion entschieden hat, in einem derzeit von Aussiedlern bewohnten Containerdorf keine Flüchtlinge aus Bosnien, Afghanistan und dem Iran unterzubringen. Denn deutsche NachbarInnen hatten gegen die Pläne rebelliert, und die „mangelnde Akzeptanz“biete nicht die nötige Voraussetzung für die Unterbringung der Flüchtlingsfamilien. Einstimmig beschloß die GAL-Fraktion, einen entsprechenden Antrag des Trägervereins „Pflegen und Wohnen“in der Bezirksversammlung Ende April abzulehnen.

Eigentlich passiert links und rechts des Rönneburger Kirchweges in Harburg an diesem Karfreitag dasselbe. Männer waschen ihre Autos, Kinder flitzen auf Fahrrädern hin und her und Nachbarsgrüppchen stehen am Zaun und plaudern. Dennoch verläuft zwischen dem Containerdorf und dem Neubaugebiet „Langenbecker Feld“nicht nur eine Straße, sondern eine Grenze. „Das ist ein Fremdkörper hier“schimpft Carsten S. über das Containerdorf; „die können mich mal“erwidert Vladimir W., ein junger Mann aus Rußland, mit Blick auf die rotgeklinkerten Einfamilienhäusern.

Die Fronten sind verhärtet. Eine „Interessengemeinschaft“prozessierte schon bei der Eröffnung des Dorfes 1990 vor dem Oberverwaltungsgericht. Sprecher Werner Thon: „Die Einrichtung strahlt auf unser Wohngebiet aus. Es ist laut, und die vielen Jugendlichen, die dort leben, sitzen hier auf den Straßen rum.“Man könne seine Kinder nicht mehr alleine rauslassen, die nämlich würden „abgezockt“und belästigt. Nachbar Carsten S. findet, daß die Anwohner momentan noch Glück hätten, daß es „nur Aussiedler“seien. Kämen dann auch noch „Asylanten“ins Containerdorf, würde alles noch unerträglicher. „Afrikaner? Dann gibt es hier Drogen und Prostitution.“

Die GAL hat für derartige Bedenken ein offenes Ohr. Wenn Flüchtlinge so einhellig abgelehnt würden, sei es für sie ja auch nicht schön, findet der Vorsitzende Preuß, der es für hinlänglich bekannt hält, „daß es mit Aussiedlern öfters Probleme gibt“. Fraktionsgeschäftsführer Dirk Mecklenburg betont, daß das Dorf ursprünglich ohnehin nur für fünf Jahre geplant worden sei, und schon durch die Verlängerung fühlten sich die Anwohner „verarscht“.

Ein ähnlicher Konflikt droht nun auch in Altona heranzuwachsen. In ein bislang mit kurdischen minderjährigen Jugendlichen bewohntes Haus am Klopstockplatz sollen afrikanische Jugendliche einziehen. Nun kursiert ein Protestbrief unter den AnwohnerInnen. Beim Einzug der KurdInnen hätten die NachbarInnen ihre Bedenken „tolerant“zurückgestellt. Die Folge sei „laute orientalische Musik“gewesen. Auch mit Schwarzafrikanern sei „Dauerstreß“zu erwarten. Und die AnwohnerInnen seien nicht bereit, diese „Beeinträchtigung unserer Lebensqualität“hinzunehmen.

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