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Tigerente im Negligé?

■ Die Janosch-Ausstellung im Altonaer Museum öffnet den Blick auf die weniger niedlichen Bilder des Zeichners

„Immer wieder Geschichten mit dem dämlichen Bären. Der hängt mir schon zum Hals raus“, soll Meister Janosch einmal gesagt haben. Aber keine Sorge, seine Ausstellung im Altonaer Museum bietet sie trotzdem alle: Emil Grünbär und die Tigerente und Kaspar Mütze und all' die liiiieben Geschöpfe, mit denen Horst Eckert, wie Janosch wirklich heißt, in den siebziger Jahren den Durchbruch schaffte – nicht nur bei Kindern. Auch an unzähligen Teenie-Jacken baumelt heute die kleine Holzente.

Doch manchen Fan könnte bei näherer Betrachtung einiger Exponate ein Schauer des Unwohlseins überkommen. Denn liebenswert ist bei Janosch auch der „Lümmel“Otto, der „gerne kleine Mädchen beißt“(in den Po, versteht sich). Aber niedlich sieht er aus! Und was der Tigerenten-Vater noch so in Kopf und Feder hat, offenbart sich erst richtig in den Radierungen, die viel weniger bekannt sind als seine Kinderbücher. Wie zum Beispiel das Mädchen im Negligé, lasziv drapiert mit geöffneten Beinen auf einem Sofa, die Hand nach einem oder einer stehenden Erwachsenen streckend. Was will uns der Künstler damit sagen? „Schade, daß du erst 14 bist“– so jedenfalls der Titel.

Auch erwachsene Frauen sieht der 65jährige Meister in seinen Bildern über Sexualität am liebsten passiv, preisgegeben den Annäherungen von Männern oder überdimensionalen Vögeln. Janosch „nur für Erwachsene“– wenn das die Tigerente wüßte.

Heike Dierbach

Die Ausstellung ist noch zu sehen bis 26. Juni.

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