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„Das war eine Art Bewegung“

■ Wellen, Brandung, Stille: Der „Laola“-Club bringt letztmalig Literatur und Musik auf die Bühne

Warum Alexander Posch und Michael Weins ihren Literaturclub ausgerechnet Laola tauften, wissen sie selbst nicht genau. Zumindest behaupten sie das. Aber auch wenn die beiden Studenten, die seit zwei Jahren im Hauptberuf eher Schriftsteller und Veranstalter sind, sich bezüglich der Namensfindung geheimnisvoll geben: Laola – in zwei Worten geschrieben wäre es spanisch für „die Welle“– war für sie mehr als nur ein Titel für einen kleinen studentischen Literaturclub in der Rentzelstraße. „Für mich war Laola eher eine Art Bewegung“, erzählt Alexander Posch und plaudert über das gemeinsame Besuchen von Lesungen und Konzerten, Reisen oder Dachdecken mit dem gesamten Laola-Team, das in wechselnder Besetzung aus immer mindestens zehn Leuten bestand.

Die Veranstaltungskombination aus junger, unangestaubter Literatur und Musik fand zahlreiche Fans in Hamburg. Als erstaunlich talentiertes Moderatorenteam waren Weins und Posch schon bald nicht mehr nur im Hintergrund stehende Veranstalter, sondern gehörten zum Programm eines jeden Abends. Im Stile der Opas aus der Muppet-Show schnatterten sie und machten Witze, über die sie selbst noch am meisten lachen konnten, ohne dabei auch nur eine Spur unsympathisch zu wirken.

Nach dem ersten Laola-Club im Mai 1996 mit Thomas Brussig folgten 23 weitere Veranstaltungen, unter anderem mit Rocko Schamoni, Frank Spilker, Stefan Beuse oder Thomas Kling. Darunter auch Kampflesungen eines Laola-Schriftstellerteams, bei dem zeitweise auch Lou A. Probsthayn und Gunter Gerlach mitwirkten, gegen andere Literaturgruppen. Anfangs erschien sogar zusätzlich Laolita, die Zeitung zum Club.

Wenn Michael Weins sagt, daß er in den letzten zwei Jahren nichts anderes als Laola gemacht hat, ist das kaum übertrieben. Im letzten August wollte er deshalb schon einmal aufhören. Er hat es sich damals anders überlegt, doch jetzt schließt der Laola-Club endgültig seine Pforten. Alexander Posch wird Vater und möchte deshalb ein bißchen kürzertreten. Ganz aus dem Geschäft sind Posch und Weins mit dem Laola-Ende aber nicht: Bei der Liv-Ullmann-Show im Molotow haben die beiden auch ihre Finger drin.

Leipziger Allerlei ist der Titel des letzten Laola-Clubs, zu dem die Schriftsteller Rainer Dinser, Andrè Kudernatsch und Izy Kusche aus der Ostmetropole eingeladen sind. Musikalisch ist Willkommen zu Hause, Laika dabei, wenn die Welle zum letzten Mal bricht und es in Hamburg einen liebenswerten Literaturclub weniger gibt.

Oliver Nachtwey

heute, 20 Uhr, Rentzelstr. 17

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