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■ NachschlagRembetiko-Rock und Opernkitsch: George Dalaras im Tempodrom

George Dalaras wird nachgesagt, der Bruce Spingsteen Griechenlands zu sein – weil er für authentischen Ausdruck und anspruchsvolles Handwerk steht, weil er der gleichen Generation entstammt (beide sind 49), weil er soziales Engagement zeigt und weil er, als führender Rock-Interpret seines Landes, trotzdem den Massengeschmack trifft. So, wie Bruce Springsteen unter Rückgriff auf amerikanische Songwritertradition zum Stadionrocker aufstieg, erging es George Dalaras in bezug auf den griechischen Rembetiko.

Auf seiner aktuellen Europatournee mußte er nun, statt wie gewohnt mit gut gefüllter Fußballarena, mit einem bestuhlten, mäßig besuchten Tempodrom vorliebnehmen. Trotzdem natürlich ein Heimspiel, fast ein Familientreffen, vor der griechischen Gemeinde Berlins und der Kykladen-Fraktion gesetzter Alternativurlauber.

Ovationen jedenfalls, noch bevor der Held den ersten Ton singt, und nachdem ihm das neunköpfige Ensemble mit einem hübschen Instrumentalauftakt die Bühne bereitet hat. Mit großem Orchester gibt Dalaras seine größten Hits zum besten, wie man es von ihm erwartet, irritiert aber durch unerwartete Ausflüge jenseits der Schlagergrenze. Statt, wie bei seiner letzten Tournee, live & unplugged aufzutreten, rückt diesmal ein alles versoßender Synthi-Sound in den Vordergrund. Insbesondere Dalaras' Duett mit dem klassisch ausgebildten Tenor Mario Frangoulis, seinem Special Guest, ertrinkt in Keyboard-Schwulst und Opernkitsch. Als beide gemeinsam ihre Version der Bombast-Ballade „Time to say Goodbye“ schmettern, reißt bei manchen der Geduldsfaden: Vorzeitig Abschied nehmend, wenden sie sich gen Ausgang.

Ist Dalaras zum Schnulzenkönig des Folklore-Rock mutiert? Ist er jetzt gar der Peter Maffay Griechenlands? Doch am Ende seines dreistündigen (!) Konzertmarathons kriegt Dalaras dann doch noch alle rum: während die Einsätze der Sängerin Eleni Tsaligopoulou für Erholung vom streckenweise allzu lauten Pathos sorgen, bringt Dalaras das Zelt routiniert auf Mitklatsch- und Mitsingkurs mit altbewährten Hellas-Hymnen und revolutionsromantischem Rembetiko-Rock – damit kann man schließlich wenig falsch machen. Daniel Bax

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