piwik no script img

Gegen „schwarze Raben und gelbe Geier“

■ 18.000 fordern Politikwechsel auf 1.-Mai-Demo. Mopo-Druckerei solidarisch bestreikt

Friede, Freude, Einigkeit! Über 18.000 HamburgerInnen nahmen gestern an der traditionellen 1. Mai-Demonstration teil. Unter dem Motto „Deine Stimme für Arbeit und soziale Gerechtigkeit“forderten die DGB-Gewerkschafter einen „grundlegenden Politikwechsel“. Bei strahlendem Sonnenschein machten Jung und Alt ihrem Protest gegen Sozialabbau und Arbeitslosigkeit auf Plakaten und Transparenten Luft.

Erstmals seit 1948 demonstrierten DGB-Gewerkschaften und die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) dabei am Tag der Arbeit wieder gemeinsam in Hamburg. „Hier wächst wieder zusammen, was niemals hätte getrennt werden dürfen“, sagte DGB-Chef Erhard Pumm.

Unter starkem Beifall rief Pumm zum „Politikwechsel“in Deutschland auf. Scharf kritisierte er die Massenarbeitslosigkeit. „Diese verheerende Lage auf dem Arbeitsmarkt ist keinesfalls das Ergebnis einer Naturkatastrophe.“Vom Versprechen, die Arbeitslosenzahl zu halbieren, sei nur übrig geblieben, die Kosten der Arbeitslosenhilfe durch Streichungen zu halbieren.

Den Unternehmen würden dagegen Geschenke gemacht. „Zahlreiche Einkommenssteuermillionäre zahlen keine Steuern mehr.“Verantwortlich dafür seien die Arbeitgeber sowie die „schwarzen Raben und die gelben Geier in Bonn“. Dringend nötig sei eine „gerechte, überschaubare Steuerreform mit spürbar weniger Abgaben für die kleineren und mittleren Einkommen.“Und der Vorsitzende der DAG, Uwe Grund, erklärte: „Die Bundesregierung bekämpft die Arbeitslosen und nicht die Arbeitslosigkeit.“

Auch Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen forderte in einem Gottesdienst Taten statt Worte. Es komme darauf an, „daß jemand das Ruder rumreißt und einen neuen Kurs einschlägt“. Armut und Arbeitslosigkeit seien längst ein Orkan, viele hätten ihre Hoffnungen verloren.

Weniger harmonisch ging es derweil in der Schwarzenbeker Mopo-Druckerei „Bude“zu. Als die Drucker Donnerstag mitbekamen, daß sie 300.000 Exemplare der in Dänemark bestreikten Zeitung Söndags Avisen drucken sollten, legten sie die Arbeit nieder. Streikbrecher aus dem Osten produzierten in der Nacht eine Teilauflage der dänischen Zeitung. Aus Solidarität mit den streikenden Dänen kündigten die Drucker bei „Bude“gestern jedoch erneut an, die Produktion der Söndags Avisen wieder zu bestreiken. kva/dpa

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen