piwik no script img

Kroatischer Verteidigungsminister gestorben

■ Mit dem Tod Susaks verliert Regime wichtige Stütze. Berater des Präsidenten tritt zurück

Sarajevo (taz) – Der kroatische Verteidigungsminister Gojko Susak ist tot. Der 53jährige starb am Sonntag abend an Lungenkrebs. Susak gehörte zu den nationalistischen Hardlinern. Mit seinem Tod hat das Regime eine wichtige Stütze verloren. Der 53jährige war ein Vertreter des nationalistischen kroatischen Exils aus Kanada. Im April 1990, nach dem Wahlsieg von Präsident Franjo Tudjman, trat der ehemalige Pizzabäcker in die erste Regierung Tudjmans ein. Noch vor dem Krieg im Sommer 1991 wurde der aus der Westherzegowina stammende Susak Verteidigungsminister.

Bald stellte Susak sich als fähiger Organisator heraus, dem es über seine Auslandskontakte gelang, nicht nur Geld für Kroatien zu akquirieren, sondern auch Waffen für die 1991 sich aufbauende kroatische Armee. Sein Einfluß reichte aus, als Mentor der westherzegowinischen Nationalisten aufzutreten. Unter seinem Schutz wurde der Ultranationalist Mate Boban Chef der kroatischen Nationalpartei HDZ in Bosnien-Herzegowina, die den Pakt mit den bosnischen Muslimen aufkündigte und auf eine territoriale Teilung Bosniens hinarbeitete. Mit Susaks Unterstützung begann Kroatien 1993 den „Krieg im Kriege“, einen mit den serbischen Führern Karadžić und Mladić koordinierten Angriff der westherzegowinischen HVO-Truppen auf den bosnien- herzegowinischen Reststaat.

Nach dem Ende des „Krieges im Kriege“ 1994 begann der Stern Susaks zu sinken, Boban wurde abgesetzt. Susak blieb Verteidigungsminister und Mentor der westherzegowinischen Extremisten in der Zagreber Führungsspitze.

Gestern trat überraschend der Leiter des kroatischen Präsidialamts, Hrvoje Sarinić, zurück. Sarinić, der auch Chefberater des Präsidenten war, will laut der amtlichen Nachrichtenagentur Hina erst im Lauf der Woche seine Rücktrittsgründe bekanntgeben.

Sarinić gilt als Verfechter eines auf europäische Integration zielenden Kurses. Damit lag er kroatischen Medienberichten zufolge im Streit mit einem anderen einflußreichen Präsidentenberater, dem Nationalisten Ivic Pasalić. Darüber hinaus hatte Sarinić erfolglos darauf gedrungen, Pasalić' Rolle bei dem Verkauf der fünftgrößten Bank des Landes zu untersuchen. Der Direktor der Dubrovacka Banka hatte Pasalić des Betrugs und der Bestechung beschuldigt. Erich Rathfelder

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen