: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
A Brief History of Time Großbritannien 1991, R: Errol Morris, D: Stephen Hawking as himself / Originalfassung mit Untertiteln
Er ist nicht unbedingt der brillianteste Wissenschaftler unserer Zeit, aber durch die Umstände seiner Krankheit entspricht Stephen Hawking im Rollstuhl und mit seiner durch einen Synthesizer erzeugten Computerstimme perfekt den romantischen Vorstellungen eines Genies, das sich durch die Schwächen seines Körpers nicht von geistigen Höhenflügen abhalten läßt. In einer Folge der TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ spielt er sich selber neben Schauspielern, die Einstein und Newton verkörpern sollen. Aber schon bevor er so endgültig in den Olymp der Genies befördert wurde, konnte man ihn 83 Minuten lang in diesem Dokumentarfilm bewundern. Unterlegt mit einer gebührend spacigen Musik von Philip Glass erzählt Hawking hier seine Lebensgeschichte. Und er stellt (immerhin noch halbwegs verständlich) seine Haupttheorien zu Raum und Zeit vor, mit denen Hawking sehr erfolgreich versucht, Science und Science-Fiction zu verbinden. (hip) Kino 46
Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman
„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“ einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“ hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschichte der jungen Anya, die – verfolgt vom Bösewicht Rasputin – beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX
Auf der Jagd USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes
„Auf der Jagd“ wird als Fortsetzung der Doktor-Kimble-Saga „Auf der Flucht“ angepriesen, ist eigentlich aber eine Spiegelung derselben Geschichte: Wieder ist ein aufrechter Mann (Wesley Snipes) fälschlicherweise eingebuchtet, wieder kann er fliehen und wird von einem hartleibigen Marshall gehetzt. Diesmal aber ist der Marshall (Tommy Lee Jones) zum Star des Films auserkoren. Selbst Regisseur Stuart Baird fällt es schwer, Sympathie für den Menschenjäger zu entwickeln, der einen Unschuldigen vor Gericht bringen will - und dieses Dilemma versucht sein Film mit einer wirren Verratsplotte zu vertuschen. Erfolglos. Wann immer sich Jäger und Gejagter raufen, möchte der Zuschauer ihnen zurufen: Jungs, vertragt euch. Ihr seid die Guten. Und so etwas killt jeden Thrill.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
B
Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt
„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“ – O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“ mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)
Blade Runner / Directors Cut USA 1982/93, R: Ridley Scott, D: Harrison Ford, Rudger Hauer, Sean Young
In der Urfassung wirken die Bilder jetzt wie befreit von der alles gleich einordnenden Stimme des Ich-Erzählers. Das ursprüngliche offene Ende entspricht konsequent den Konventionen des fatalistischen Thrillers der 40er Jahre, auf die sich Scott in seinem noir-Science-Fiction-Film bezieht. Besonders eine kleine, vorher weggeschnittene Szene ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit einem winzigen Detail einer Geschichte eine völlig neue Bedeutung geben kann. (hip) CinemaxX
Blue Note – A Story of modern Jazz Deutschland 1997, R: Julian Benedikt / Originalfassung mit Untertiteln
„Wenn man jeden Tag Juwelen zu seinen Füßen liegen sieht, lernt man ihren Wert nie zu schätzen!“ - so beschreibt ein schwarzer Musiker in diesem Film das Verhältnis der US-Amerikaner zum Jazz. Tatsächlich waren es immer die Europäer, die diese einzige originäre Kunstform der USA als solche erkannten und förderten. Etwa die beiden jüdischen Emigranten Alfred Lion und Frank Wolff aus Deutschland, die in New York das „Blue Note“ Label gründeten, auf dem fast alle Stars des modernen Jazz epochale Aufnahmen machten. „The Band must schwing!“ war ihre einzige Direktive bei diesen recording-sessions, und tatsächlich verbindet neben einem immer präsenten Blues-Feeling der warm pulsierende Swing die frühesten Aufnahmen des Films von Bud Powell mit den ganz aktuellen der Vokalistin Cassandra Wilson. Und diesen durchgehenden Groove hat der deutsche (!) Filmemacher Julian Benedikt mit seinem musikalisch, jazzigen Schnitt gut getroffen. Doch am meisten überzeugt das immense und extrem gute Material, das Benedikt in den Archiven von „Blue Note“ fand. Eine Filmsequenz, in der Thelonius Monk's Schweiß auf sein Piano tropft, die wunderbaren Schwarzweißphotographien von Frank Wolff, die graphisch so originellen Plattencover von Reid Miles. Man müßte schon ein sehr tölpeliger Filmemacher sein, um aus all dem keinen schicken Film mit Schwing zu machen, der nebenbei (wie es der Untertitel verspricht) eine Geschichte des modernen Jazz erzählt. (hip) Schauburg
C
Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger
Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City
D
Dobermann Frankreich 1997, R: Jan Kounen, D: Tcheky Karyo, Monica Bellucci, Vincent Cassel
„Der knackige Yann Lepentrec raubt mit seiner Gang drei Banken hintereinander aus und liefert sich anschließend im Techno-Club Joe's Hell eine Endlosschießerei mit dem sadistischen Bullenschwein Christini. Die Vorbilder des Debütanten Jan Kounen sind nicht zu übersehen: früher Tarantino und Hongkong-Gemetzeltes mit Soße. Laut, schnell, hart und mit einer etwas zu bemüht entfesselten Kamera eingefangen.“ (Tip) City, UFA-Palast, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
E
Edgar Deutschland 1996, R: Karsten Laske, D: Lars Rudolph
„Im Grunde ist Edgar nicht ganz von dieser Welt. Er macht alles etwas langsamer als andere und hat mit Mitte Zwanzig noch die Phantasie eines Fünfjährigen. Diese eigenartige Person, die in ihrer Gemächlichkeit und Naivität etwas provozierend Widerspenstiges hat, packt der Regisseur Karsten Laske in einen hektischen, komsumgeilen und kalten Alltag und beobachtet mit der Kamera das lautlose Aufeinanderprallen dieser beider Welten. Laske erzählt die Geschichte seines hilflosen Helden ohne Hast, in einfachen und klaren Bildern und Gott sei Dank auch mit einigem Humor. Das Beste an dieser Tragikomödie bliebt aber Edgar selbst. Die Gestalt mit ihrer gewitzt-trotzigen Haltung verhindert, daß der Film insgesamt ins Sentimentale abgleitet, und das grandios selbstverständliche Spiel von Lars Rudolph macht den herumstolpernden tumben Toren unwiderstehlich, auch wenn er noch soooo laaangsam ist.“ (taz) Kino 46
Eisenhans Deutschland 1982, R: Tankred Dorst, D: Gerhard Olschewski, Susanne Lothar, Hannelore Hoger
„In einer von Verfall und Lethargie geprägten Gegend an der deutsch-deutschen Grenze entwickelt sich die Liebesbeziehung zwischen einem Brauereifahrer und seiner geistig zurückgebliebenen Tochter zu einem Fluchtversuch vor der Wirklichkeit. Ein mit formaler Strenge und Mut zu assoziativem Erzählen gestaltetes böses Märchen über emotionale Verkümmerung und Hartherzigkeit, die Menschen zu Außenseitern machen.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46
Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kirstin Scott Thomas, Juliette Binoche
"Der englische Patient“ ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman erzählt werden, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“ (Andreas Kilb) Filmstudio
F
Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.
„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen ... Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“ auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“ (TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, CinemaxX, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Frauen lügen nicht Deutschland 1997, R: Michael Juncker, D: Jennifer Nitsch, Dominique Horwitz
"Der Urlaubsflirt war hinreißend, doch zum Abschied bekommt Marie vom bindungsunwilligen Xaver eine falsche Visitenkarte in die Hand gedrückt. Die gehört dem ahnungslosen Wiener Automechaniker Xavier, dem jetzt säckeweise Liebespost von der vernarrten Marie ins Haus flattert. Natürlich kommt es irgendwann zum Treffen - und damit zum heillosen Durcheinander, zu dem auch noch Maries Freundin Hannah gehörig beiträgt. Braucht die Welt noch'ne deutsche Beziehungskomödie? Egal, das Team macht dieses boulevardeske Chaos sehenswert. Daß die Hauptdarstellerinnen auch privat befreundet sind, hilft der „Chemie“ gut auf die Sprünge.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX
G
Ganz oder gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy
„Weil nackt tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen - spöttisch, komisch und sentimental.“ (Der Spiegel) Gondel, Atelier
Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams
„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht. Doch ein Gus van Sant (“Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“ (Bremer) CinemaxX, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
H
Härtetest Deutschland 1997, R: Janek Rieke, D: Janek Rieke, Lisa Martinek
„Jonas ist 26. Er frühstückt mit seiner Mutter, arbeitet für seinen Vater, hat Angst vor Schlangen, reagiert allergisch auf Nüsse und würde niemals Drogen nehmen. Und dann verliebt sich Jonas in die hartgesottenste Frau der Stadt. Der junge Filmemacher Janek Rieke hat es gewagt, eine weitere deutsche Komödie zu drehen, und die ist tatsächlich lustig geworden. Er spielt den Jonas als ängstlichen Hasenfuß, der sich in die radikale Ökokämpferin Lena verliebt, in dieser charmanten Liebeskomödie mit einer erfrischenden „Katja-Riemann-Freizone“. (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)
Hasenherz DDR 1997, R: Gunter Friedrich, D: Bettina Hohensee, Susanne Kusch
„Die Geschichte eines 13jährigen Mädchen aus Ost-Berlin, das gehänselt wird, weil es aussieht wie ein Junge. Ein Filmregisseur will Janni zu allem Überfluß auch noch für eine Jungenrolle in einem Märchenfilm haben. Eine humorvolle, glänzend gespielte Komödie für Kinder und Heranwachsende, in der man auch etwas über das Filmemachen erfährt.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
Heirat nicht ausgeschlossen USA 1997, R: Mark Joffe, D: Janeane Garofalo, David O'Hara
„Liebeskomödie mit einer fast inflationären Fülle von irisch schrulligen Gags. Wahlkampfhelferin Marcy soll für ihren dümmlichen Bostoner Senator nach Irland reisen, um dort seine angeblich irische Ahnentafel auszukundschaften. Ihre Nachforschungen werden manipuliert und behindert von einem dort gerade stattfindenden Heiratsvermittlungsfestival. Die Eigendynamik aus Kuppelei und balzenden irischen Verehrern wirft die genervte Amerikanerin plötzlich selbst mitten ins Liebeschaos.“ (tip) UT-Kinocenter
Die Honigkuckuckskinder Deutschland 1992, R: Willy Brunner, D: Tina Sauermann
„Ein Sozialmärchen für Kinder, das sich engagiert gegen Rassismus wendet und durch die Art und Weise, wie es Kinder direkt anspricht, überzeugt.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel
I
Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar
„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“ und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“ (TV Spielfilm) UT-Kinocenter
J
Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro
„Was machen Kult-Filmer nach dem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“ auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard („Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die Hauptrolle spielt Pam Grier, jene Blaxploitation-Queen aus den 70er Jahren, das nette schwarze Mädel in rassistischen Ramsch-Serien. Den endlos quasselnden Waffenhändler gibt „Pulp“-Bube Samuel L. Jackson, dem als trotteliger Partner Robert De Niro zur Seite steht. QT-Fans werden schockiert sein über das Fehlen von Gewalt: Nur vier Leichen pflastern seinen Weg, nur einmal spritzt Hirn über die Windschutzscheibe. Dramaturgisch präzise und mit gewohnt lässigen Dialogen entwickelt Tarantino sein skurriles Figurenkabinett. Daß er sich dabei zweieinhalb Stunden Zeit läßt, erfordert beim MTV-verwöhnten Zuschauer zwar Geduld. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango dennoch zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) CinemaxX, Schauburg, Casablanca (Ol)
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema
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Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok
„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkarnation des Buddahs ist. Scorsese ist besonders mutig, wenn er das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Scorses ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“ (The New Yorker) Atlantis
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Das Leben ist ein Chanson Frankreich 1997, R: Alain Resnais, D: Sabine Azema, Pierre Arditit, Jean-Pierre Bacri
„Alain Resnais hat den vielleicht durchgedrehtesten und mit Sicherheit lustigsten Film seiner Karriere gedreht: Musical, Boulevardstück, Tragi-komödie und Kulturkritik mit den Mitteln des Chansons. Quer durch die Chansongeschichte setzt Resnais berühmte Lieder immer wieder wie Dialoge ein. Mit der Musik nimmt sich der Film ganz tröstlich der Sorgen und Selbstzweifel seiner Heden an, die sich mit Ehekrisen, Liebeskummer, falschen Traummännern und der Suche nach der Traumwohnung herumschlagen. Und durch die Platitüden, Binsenweisheiten und vertrauten Melodien der Chansons kommt man den Figuren nahe.“ (tip) Atlantis, Casablanca (Ol)
Live Flesh Spanien/Frankreich 1997, R: Pedro Almodovar, D: Liberto Rabal, Jasier Bardem, Francesca Neri
„Aus der Perspektive eines Hurenhauses lassen sich auch den bitteren Jahren des Franco-Regimes noch grell-bunte Seiten abgewinnen. Langsam gleitet die Kamera durch die neonschrille Welt der Puffmutter Donja Cento, bevor sie vom Sog gellender Schreie angezogen wird: Eines der Mädchen windet sich mit spanischem Temperament unter Wehen; den Weg ins Krankenhaus wird sie nicht mehr schaffen. Nichts verläuft in diesem Film so wie es sein sollte, wie irgendjemand es sich wünscht oder erwartet. Das Leben bei Almodovar ist voller Umwege und Zufälle. „Live Flesh“ ist ein Melodram im Spannungsfeld von griechischer Tragödie und spanischer Farce. Die Schicksale all der Menschen, die sich hier so scheinbar beiläufig in Wohnungen, auf Friedhöfen, in Kindergärten begegnen, sind eng miteinander verstrickt. Nichts geschieht hier einfach nur spontan und unschuldig. Hinter den schrillen Oberflächen eines klassischen Almodovar-Films tun sich die stillen Abgründe nuancenreicher Gefühle und doppeldeutiger Leidenschaften auf.“ (epd-film) Schauburg, CinemaxX, Gondel, Casablanca (Ol)
M
Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich; Gerard Depardieu
„Bei „Titanic“ war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft! Doch bis es soweit ist, bekommt man in diesem zähen Historical viel Mantel, aber wenig Degen zu sehen; der Film zieht sich wie eine höfischen Zeremonie, zumal die Musketiere ihre Schauspielkunst hinter langen Haaren und Bärten verstecken. Egal: Regisseur Randall Wallace hat DiCaprio, und der spielt schließlich irgendwie „eine Art Nelson-Mandela-Figur“ (Pressetext). Touche!“ (Der Spiegel) UFA-Palast, CinemaxX, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans
„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)
Mr. Magoo USA 1997, R: Szanley Tong, Leslie Nielsen, Kelly Lynch
„Es ist bezeichnend, daß Disney in politisch korrekten Zeiten wie diesen am meisten damit zu tun hatte, die aufgebrachten Blindenverbände zu besänftigen. Am Ende des Films steht folglich ein Hinweis, nichts in „Magoo“ sei eine „akkurate Darstellung von Blindheit oder Sehschwäche“. Übersehen hat man dabei aber noch etwas: den Witz. Millionär Quincy Mogoo ist zu eitel (oder dämlich?), um eine Brille zu tragen, die er eigentlich dringend braucht. Das allein führt zu allerlei Chaos. Leslie Nielsen war mal komisch, jetzt ist er nur noch albern und stolpert durch kalmaukigen Slapstick, dem auch Regisseur Stanley Tong (“Rumble in the Bronx“) nicht auf die Sprünge helfen kann.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
N
Niki de Saint Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki de Saint Phalle
Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely Cinema
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Pelle, der Eroberer Dänemark/Schweden 1987, R: Bille August, D: Max von Sydow, Pelle Hvenegaard
„Aus wirtschaftlicher Not wandert um die Jahrhundertwende ein 13jähriger schwedischer Junge mit seinem Vater mit großen Erwartungen nach Dänemark aus, wo sie jedoch ein ärmliches Leben als Stallknecht und Viehhirt auf einem Gutshof erwartet. Als Leibeigener entwürdigt und ausgebeutet, findet der Vater nicht mehr die Kraft, sich aus Unterdrückung und Abhängigkeit zu befreien, und der Junge bricht schließlich allein auf, um nach Freiheit und Solidarität zu suchen. Episch breite, in einigen Szenen klischeehafte gesellschaftliche Zeichnung der einstigen dänischen Gesellschaft. Der Film beeindruckt durch menschlich dicht gezeichnete, hervorragend gespielte Hauptfiguren und seine unpolemische Ehrlichkeit.“ (Lexikon des internationalen Films) Schauburg
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Der Regenmacher USA 1997, R: Francis Coppola, D: Matt Damon
„Matt Damon spielt diesen jungen Anwalt, der ein paar hilflose Gestalten zu retten versucht und dabei zwei eher banale Dinge feststellt – nämlich daß Macht korrumpiert und ein guter Anwalt meistens nur ein reicher Anwalt wird, wenn er irgendwann beginnt, diese Spiel mitzuspielen. Auf diesen schlichten Botschaften beruht fast der gesamte Erfolg des Erzählers John Grisham, aber Coppola gelingt es, aus einem biederen Sozialporno bewegendes Kino zu machen. Denn seine Helden wissen nicht, was sie tun; sie stolpern durch die Welt und wollen ihre Träume nicht aufgeben, aber trotzdem ein wenig Anstand wahren. Es gibt viele Regisseure, die so eine Geschichte mit dem großen Zeigefinger platt drücken würden. Coppola dagegen zeigt noch einmal den epischen Reichtum seiner Erzählkunst: populär und persönlich und natürlich entertaining.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter
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Sabbath In Paradise Deutschland 1997, R: Claudia Heuermann / englische Originalfassung ohne Untertitel
„Ein Portrait der jüdischen Musikszene New Yorks: Angesiedelt zwischen orthodoxen Hochzeiten und der Knitting Factory, hat die Regisseurin die Musiker bei der Arbeit beobachtet und sie zu ihrem Selbstverständnis befragt. Allerdings gelingt es ihr nicht, aus dem heterogenen Material ein überzeugendes Bild zu entwickeln. Wie in einem postmodernen Videoclip ziehen die schnell hintereinandergeschnittenen Filmsequenzen am Auge vorbei. Kaum ein Musiktitel wird ausgespielt, kaum bliebt dem Betrachter die Chance, das Gesehene auf sich einwirken zu lassen.“ (tip) Kino 46
Scream 2 USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette
„In einer der besten Szenen dieses Films wird über Fortsetzungen berühmter Filme diskutiert und warum die niemals gelingen können. „Scream 2“ ist eine Fortsetzung, und sie ist noch gelungener als ihr Vorgänger. Womit einiges über die Ironie, den Witz und die Cleverness dieses Horrorfilms von Wes Craven (Regie) und Kevin Williamson (Buch) erzählt wäre, der sein eigenes Genre spiegelt, um das Spiegelbild noch einmal zu spiegeln.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol) / im UFA-Palast auch in der Originalfassung ohne Untertitel
Sieben Monde Deutschland 1998, R: Peter Fratzscher, D: Jan Josef Liefers, Katharina Zapatka
„Stringent und spannend kommt die Story eines vermeintlichen Wehrwolfs daher. Aus der für deutsche Verhältnisse extrem originellen Geschichte machte Peter Fratzscher ein unterhaltsames Kinoerlebnis, das in fast allen handwerklichen Bereichen überzeugt (nur der für die Blutflecken zuständige Ausstatter hat seinen Beruf verfehlt). Viel zu selten legen deutsche Filme soviel Wert auf Wirkung. Viel zu selten liegt ihnen aber auch einfach eine richtig gute Idee zugrunde, die das wert ist.“ (Blickpunkt: Film) UFA-Palast
Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt
„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“ alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“ in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten.“ (TV-Spielfilm) Gondel
Sphere USA 1998, R: Barry Levinson, D: Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson
„Ein interessantes Projekt verhieß der Unterwasser-Thriller „Sphere“: Die Vorlage stammt vom Bestsellerautor Michael Crichton („Jurassic Park“), die Produzenten holten eine hochkarätige Starbesetzung an Bord, und mit Barry Levinson („Rain Man“) inszenierte ein Regisseur, der für seine gute Schauspielerführung bekannt ist. Dennoch steht als Ergebnis unterm Strich ein dröges Drama, das man besser in der ewigen Dunkelheit der Meere versenkt hätte. Woran hat's gelegen? Zum einen zählt Crichtons bereits 1987 erschienener Roman eher zu seinen schwächeren Werken. Zum anderen mangelt es der Story an Originalität. Hinter jedem „Einfall“ schimmern von „Contact“ über „Abyss“ bis hin zu „Alarm im Weltall“ die Vorbilder durch. Daraus haben die „Sphere“-Macher einen mäßig innovativen Genre-Cocktail destilliert.“ (Bremer) UFA-Palast, in der Originalfassung ohne Untertitel
Der Strand von Trouville Deutschland 1997, R: Michael Hofman, D: Antje Westermann, Boris Aljinovic
„Der Strand von Trouville kommt nur auf einem Puzzle vor in diesem charmanten deutschen Liebesfilm – als Pappidylle unter blauem Himmel. Der Berliner Klavierlehrer Lukas verliebt sich in eine Fremde mit geheimnisvollem Lächeln, fährt ihren Spuren nach – und landet im tiefsten Durchschnittsdeutschland. Dort trifft er die freche Alice und ihre Freunde, die in einem Einkaufscenter jobben. Aus Realismus und skurriler Stilisierung puzzelt Regisseur Michael Hofmann diese Geschichte zusammen. Nicht alle Teile passen, aber Hauptsache, der Himmel über dem Einkaufscenter ist blau.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)
T
Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet
„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. Den Bildern ist keine explosive Kraft, eher eine implodierende Qualität eigen. Hierin liegt die Überraschung des Films – und sein ästhetischer Reiz. Als hätte ihm das Pathos des Themas Ehrfurcht vor der Historie aufgenötigt, läuft Camerons Special-Effect-Maschine wie gedrosselt. Die Katastrophe spiegelt sich am wirkungsvollsten in den Gesichtern der Opfer und in poetischen Bildfindungen. Leichen auf dem Wasser erscheinen als Stilleben der Vergänglichkeit.“ (epd-Film) Europa, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del), Muwi (Ol) / Originalfassung im City
Tom & Jerry – Der Film USA 1991, R: Phil Roman
Der erste lange Kinofilm mit dem Zeichentrickpaar, dessen Universum nur aus Käse, Mäusefallen und endlosen Jagden besteht. Wenn die Fans davon nach zwanzig Jahren noch nicht genug haben, dann spricht auch nichts dafür, daß sie ihre immergleichen Abenteuer plötzlich in diesen 85 Filmminuten langweilig finden. (hip) Kino 46
U
Unterwegs als sicherer Ort Deutschland 1997, R: Dietrich Schubert
„Die Auseinandersetzung mit dem Tod des Großvaters 1942 in Theresienstadt war für den Schriftsteller Peter Finkelgruen der Beginn der Spurensuche in seiner eigenen Geschichte. Diese Spuren führen von Europa nach Shanghai, wohin sein jüdischer Vater und seine nichtjüdische Mutter geflohen waren. Hier kommt Peter im Jahr 1942 zur Welt. Sein Vater stirbt ein Jahr später im Hongkou-Sperrbezirk. Dort hatten die japanischen Besatzer auf Wunsch der deutschen Verbündeten alle „staatenlosen Ausländer“, de facto geflüchtete Juden, eingewiesen. „Unterwegs als sicherer Ort“ ist ein betont schlicht gemachter Film, der seine Hauptperson in den Mittelpunkt rückt und dessen Umgebung, auch in Shanghai, nur soweit in den Blick nimmt, wie sie für dessen Erinnerungen wichtig sind. Der Film wirft nicht nur ein Licht auf die Nazivergangenheit und die hierzulande wenig bekannte Situation der Verfolgten im fernen Shanghai. Er spiegelt auch die Verbitterung über ein Deutschland, dessen Auswärtiger Dienst, so Finkelgruen, in den fünfziger Jahren mehr (ehemalige) NSDAP-Mitglieder beschäftigte als der des sogenannten „Dritten Reiches“ zuvor.“ (epd-film) Kino 46. Peter Finkelgruen ist am 8.5. zugegen!
U-Turn USA 1997, R: Oliver Stone, D: Sean Penn, Nick Nolte, Jennifer Lopez
„Wenn Sean Penn mit dem Ford Mustang ins Kaff einreitet, sieht es noch aus wie im Western. Dann entwickelt sich unser Held in einer Reihe von Intrigen, geht mit seinem Schweinehund in aller Öffentlichkeit Gassi, und alle sprechen hinterher vom Film noir. Aber das ist doch nur Vorspiel für die gewichtige Frage nach der Möglichkeit subjektiver Wahrheit. Im Wechselbad der Komplotte und unterstützt von einer sprunghaften Kamera gewöhnt uns Stone die Identifikation mit egal wem ab, bis man nur noch die Position des unbeteiligten Beobachters einnehmen kann.“ (tip) Filmstudio
W
Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman
„Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“ wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit („Independence Day“), Actionheld („Air Force One“), Mörder („Absolute Power“) und Trottel (diverse) auf der Leinwand zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. Und daß die Realität die Satire so schnell eingeholt hat, ist nur die beste Bestätigung dafür, wie treffend die Autoren Larry Beinhart und David Mamet hier die Zustände in ihrem Heimatland analysiert haben. (hip) City
Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgerson Japan/Östereich 1984, R: Hisajuki Toriumi
„Holzschnittartige Zeichentrickverfilmung des Kinderbuchs von Selma Lagerlöf, die die phantastischen Elemente der Vorlage nicht immer umzusetzen versteht, sich aber ganz auf die Erlebniswelt von Kindern konzentriert.“ (Lexikon des internationalen Films) Atlantis
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