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Schmeiß die Wrocken hin

■ Innensenator bleibt Preuße, Polizei-gewerkschaft kritisiert „Machtspielchen“

Es ist keine Liebe unter den Menschen. Dabei möchte Hamburgs Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) so gern für seine Leistungen gewürdigt werden. Statt dessen wird ständig sein Rücktritt gefordert; wegen der Computer-Pannen, wegen der auf die Stadt abgewälzten Anwaltskosten aus einer Fehde mit einem FDPler und neuerdings sogar, weil er versucht haben soll, Dieter Schöneck von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) aus der Deputation der Innenbehörde zu drängen. Doch Wrocklage wankt nicht. Im NDR lehnte er gestern morgen eine Amtsniederlegung mit den Worten „ich bin Preuße, für mich zählt nur die Aufgabe“ ab.

Am wenigsten lieb hat ihn die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die wirft ihm vor allem vor, mitrigorosen Personaleinsparungen den Beamten Unzumutbares zuzumuten. So wurden umfänglich Stellen gekürzt, weil Arbeit durch neue Computersysteme eingespart werden sollte. Nur funktionieren die Computer nicht. Wrocklage sei „lernunfähig“ und „beratungsre-sistent“, klagte die GdP und forderte seinen Rücktritt.

Aber auch die gewerkschaftlich organisierten Polizisten sind sich untereinander nicht grün. Gestern meldete sich die Konkurrenz der GdP, die Deutsche Polizeigewerkschaft, zu Wort. Mit den Rücktrittsforderungen würde „von den eigentlichen immensen Problemen abgelenkt“, klagt sie. Die „katastrophale Personalsituation“ und die Computerpannen gehörten thematisiert und nicht „überflüssige und wenig hilfreiche Machtspielchen und Intrigen um eine Person“, giftet die Polizeigewerkschaft gegen die Gewerkschaft der Polizei.

Silke Mertins

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