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Paula und ich: Die dritte Woche

Paula und ich leben noch immer in banger Ungewißheit, was die Schwangerschaft angeht. Ich vor allem. Das Tier gibt mir einfach kein Zeichen. Bis auf zwei ihrer acht Zitzen, die ich relativ geschwollen finde. Nur: Wie waren sie bloß vorher? Ich hätte auf Kurt hören sollen. „Mach ein Polaroid“, hatte er gesagt. Dann hätte ich stets die optimale Vergleichsgröße. Ich soll auch vom Fell Fotos machen. Dort will Kurt „Schwangerschaftsstreifen“ entdeckt haben.

Freundin Heike redet den Hund seit Tagen nur noch im Plural an. „Wie geht's uns denn heute?“ Sie ermahnt auch Kollegen, „der jungen Mutter“ doch bitte mit der gebotenen Vorsicht den Bauch zu tätscheln. Außerdem dürfe ich nicht mehr „Paula, du kommst ins Heim“ sagen, wenn dem Tier kurzfristig entfallen ist, wer hier Rudelführerin ist. Andernfalls würde mir die Freundschaft aufgekündigt. Dagegen bin ich machtlos.

Von jeder Runde durch die Redaktionsräume kehrt Paula seit neuestem zufrieden schmatzend zurück. Gestern wurde beschlossen, daß ich spätestens nächste Woche – vorher ist nichts zu sehen – einen Ultraschall machen lasse. Dann wisse man nicht nur Bescheid ob, sondern auch wie viele.

Derweil plagen mich zwei Alpträume. Nummer eins: Paula ist gar nicht schwanger. Alle lachen mich aus. Nummer zwei: Paula wirft zehn Welpen und stellt sich als vom Muttertrieb wenig beeindruckte Schlampe heraus. Ich sitze da, zehn quiekende Bälger um mich herum. Sie sehen erbärmlich aus. Keiner will sie haben. Die Wochen ziehen sich endlos dahin. Ich erkranke an einer postnatalen Depression. Kurt weiß Trost: „Dann zeige ich dich beim Tierschutzverein an.“ sim

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