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Park-Platz nur für Busse

Jury vergibt am Freitag Architekten-Preis für Umgestaltung des Hamburger ZOB. Eine Vorentscheidung gegen Park auf St. Georg?  ■ Von Florian Marten

Der Kampf um die Zukunft des Hamburger Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) geht in die nächste Runde: An diesem Freitag tritt das mit 15 ExpertInnen, Lobbyisten und PolitikerInnen besetzte Preisgericht zum „Realisierungswettbewerb ZOB Hamburg“ zusammen. Es geht um die Frage, ob das schmuddelige Verkehrsdreieck südöstlich vom Hauptbahnhof zu einem Central Park werden soll, wie es eine Arbeitsgruppe der Hamburgischen Architektenkammer vorschlägt. Oder ob der ZOB ausgebaut wird, wie es Baubehörde und Hamburger Hochbahn AG wollen.

Dabei stehen die Chancen gut für Hochbahn-Chef Günter Elste und Bausenator Eugen Wagner (beide SPD). Mit Zustimmung der grünen Stadtentwicklungsbehörde gelang es ihnen, einen ZOB-Wettbewerb auszuloben, der genau ihren Interessen entspricht. Vorgabe war nicht nur die Realisierung des neuen Busbahnhofs am jetzigen Standort, sondern auch eine „verkehrstechnische Planung“, die eine Fülle von „Bustaschen“ für den Fernverkehr, Bahnsteigen und Busparkplätzen vorsieht. Die acht am Wettbewerb beteiligten Büros konnten sich also gar keine Gedanken über Alternativlösungen machen.

Darüber, was wann und von wem am ZOB gebaut wird, kann das Preisgericht zwar nicht entscheiden. Die Jury schlägt lediglich einen Entwurf vor; das letzte Wort hat der Senat. Geht es nach Elste und Wagner, treibt die Entscheidung der Jury den Umbau-Prozeß jedoch zumindest voran – denn schon im Expo-Jahr 2000 soll nach ihren Vorstellungen der neue Busbahnhof fertig sein. An einen Central Park in St. Georg wäre dann nicht mehr zu denken – trotzdem im Koalitionsvertrag festgelegt ist, daß der Umbau erst dann konkret geplant werden soll, wenn klar ist, wo und wie der Transrapid am Hauptbahnhof andockt.

Um diesen Gang der Dinge aufzuhalten, entschloß sich die Architektenkammer, in die Diskussion um den Central Park einzugreifen. Ihr Vorschlag: Statt den ZOB nochmals aufzublähen, sollten HVV- und Fernbusse mit wenigen effizient genutzten Bahnsteigen direkt an den Hauptbahnhof verlagert werden. Dieses Konzept sollte bei einer Diskussion Ende Mai vorgestellt werden.

Die Reaktion kam postwendend: Architekten, die an dem ZOB-Wettbewerb teilnahmen, beschwerten sich bei der Kammer, sie gefährde unzulässig die Chancen der Wettbewerber. Auch die Stadtentwicklungsbehörde fragte irritiert an, was sich die Kammer dabei denke. Kammerchef Konstantin Kleffel gab dem Druck nach: „Wir wollten die Entscheidung des Preisgerichts in keiner Weise stören.“ Die öffentliche Debatte findet jetzt nach der Preisgerichtsentscheidung statt – am 11. Juni.

Ist der Central Park damit bereits gestorben? Nein, glaubt GAL-Bürgerschaftsabgeordnete und Preisrichterin Heike Sudmann. „Wir ziehen das Verfahren jetzt erstmal durch. Nach dem 5. Juni wird die Diskussion dann neu eröffnet. Vielleicht kommt dabei ein kleiner ZOB heraus, der sich in den Park integrieren ließe.“ Es wäre schließlich, so Sudmann, nicht das erste Mal, daß sich der Senat nicht nach der Entscheidung einer Jury richte.

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