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■ VorlaufSeufz, Seufz

„Nadine nackt im Bistro“, ARD 23 Uhr

Etienne liebt Nadine. Aber Etienne ist verdammt schüchtern. Er schweigt. Er hadert. Er holt sich Rat beim Freund. Wie soll er es ihr nur sagen?

Unter dem irreführenden Tittentitel „Nadine nackt im Bistro“ gibt's heute abend die älteste Geschichte der Welt, im speziellen Fall eine zunächst recht langweilige, weil konstruierte Geschichte. Die Szenerie, ein Straßburger Bistro, wirkt herausgerissen aus Zeit und Raum. Da wird einer wegen modernster, hochspekulativer Yen-Geschäfte arbeitslos, lobt dennoch die Segnungen des Online-Bankings – und derweil trollen sich draußen die Kinder zur Schule und tragen etwas, das man früher einmal „Tornister“ nannte. Gähn!

Ein zeitloses Lehrstück über die Liebe will uns Autor und Regisseur Ecki Ziedrich da verkaufen, mit Dialogen, daß den Schauspielern die Papierschnipsel nur so aus dem Munde flattern.

Trotzdem, wer ein Herz hat, wird sich bei etwas Geduld mit der langatmigen Erzählung doch noch für den bebrillten Buchhändler Etienne (Max Tidof) erwärmen und später auch für die schöne Kellnerin Nadine (Rita Lengyel). Wie Tidof als Etienne von einer Peinlichkeit zur nächsten Tölpelei stolpert, wie er sich Pläne zurechtlegt und diese unweigerlich vom Schicksal zerstört werden, welche Größe, welche Selbstlosigkeit, welche Liebe, welch ein Dackelblick – seufz, seufz. Lengyel als Nadine hat so schrecklich schöne Augen (wenn auch eine schreckliche Stimme), und sie ist so herzzerreißend hin- und hergerissen zwischen dem braven Etienne und dem ekelhaft-modelaffigen Koch Jean-Claude (Manou Lubowski) – schwärm, schwärm. Und irgendwann wünscht man nur noch, daß es aufhören möge – aber nicht, weil es noch langweilig wäre, sondern weil man sich wünscht, sie möchten sich endlich in den Armen liegen, das Martyrium der unerfüllten Liebe sei endlich beendet. Die Auflösung, das sei noch verraten, ist dem zentralen Satz eines jeden besseren Bauernschwanks angelehnt: „Ja, hast denn du meinen Brief nicht bekommen?

Hier wie dort: Alles wird gut. Stefan Kuzmany

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