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■ Bremens Erwachsenenbildung für Behinderte feiert ihren 25. Geburtstag

Es ist nicht immer ganz einfach mit dem oppositionellen Lautesalat, den wir Sprache nennen. Was, zum Beispiel, ist der Unterschied zwischen Beeinträchtigung und Behinderung? Jacke-wie-Hose könnte man sagen und sich stur der begrifflichen Aufklärungsmaschine verweigern. „Das ist auch eine ganz schwierige Frage“, sagt Thomas Bretschneider und beweist sich damit als Pädagoge. Und als der Fachbereichsleiter des Bildungswerks Martinsclub Bremen e.V., Deutschlands zweitgrößter Einrichtung für die Bildung erwachsener Behinderter. Oder Beeinträchtigter?

Der Bremer Martinsclub feiert in diesen Tagen seinen 25. Geburtstag und begeht den mit einer großen Tagung: „Dialog – Menschen mit Behinderung in der Erwachsenenbildung“.

Drei Tage lang, mit 350 Menschen, ein Drittel von ihnen behindert. Wirklich! Schon am Eingang des schnieken World Trade Center beginnt der Hindernislauf: „Rollstuhlfahrer bitte den Seiteneingang benutzen“, steht da am gläsernen Drehkreuz. Das wäre ein schöner Titel für die Tagung, die drinnen unter dem Motto „Wer über Integration spricht, soll auch Integration betreiben“ abläuft.

Viel hat der Martinsclub für ihre Verwirklichung getan in seiner 25jährigen Vergangenheit – mit 600 Menschen, die jede Woche in Bremens Bürgerhäusern, Sportvereinen, Schulen seine Kurse besuchen: Bewußt nicht in eigenen Räumen, sagt Thomas Bretschneider, „wir wollen gar kein eigenes Haus!“ Bloß keine Ab- oder Aussonderung, war immer schon die Devise. Seit Anfang dieses Jahres läuft dazu ein Kooperationsprojekt mit der Volkshochschule, das dem Vorschub leisten soll. Denn die 60 Kurse des Martinsclubs können – und wollen! – längst nicht alle individuellen Bedürfnisse der traditionellen Klientel befriedigen: „Von unseren 600 Kursteilnehmern sagen bestimmt 500: Ich will aber bei meinem Martinsclub bleiben“, sagt ihr pädagogischer Leiter – eben dem aber will man entgegensteuern, selbst wenn die Einrichtung so manche Vorteile bietet: „Dadurch, daß wir nicht der Bildungs-, sondern der Sozialsenatorin zugeordnet sind, ist es möglich, Kurse mit fünf Teilnehmern durchzuführen.“

Auch mit ihrer Fest-Tagung vom 11. bis zum 13. Juni im World Trade Center hat sich der Martinsclub der Vision vollständiger Integration verschrieben. Mit Vorträgen, von Moderatoren begleitet und mit Bildern untermalt – nicht um sie für ein geistig behindertes Publikum zu vereinfachen, so wird betont, sondern um sie zu übersetzen und zu hinterfragen. Denn „geistige Behinderung“, so gestern Georg Feuser, Professor für Behindertenpädagogik, in seinem Schwerpunktvortrag, das sei doch nur „ein wirres Gemisch aus unseren wahrnehmungsmäßigen Eindrücken und Erfahrungen mit schwer beeinträchtigten Menschen, die mit ihrer Wirklichkeit und Lebensrealität nur wenig bis nichts zu tun haben.“ Ganz langsam spricht der Professor und untermalt seinen Vortrag mit weiten Gesten und einem sonnigen pastellfarbenen Bid – aber: Was war noch gleich der Unterschied zwischen Behinderung und Beeinträchtigung? ritz

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