piwik no script img

Namen und Orte

„Seltsamerweise haben eifrige Reporter das Berliner Scheunenviertel in eine für sie interessantere Gegend verlegt. Nämlich zum Hackeschen Markt und bis weit in die Auguststraße hinein“, empört sich der Autor Heinz Knobloch. Die Rede ist von einem geschichtsträchtigen Viertel, das zwischen Alexanderplatz und Friedrichstraße, der Spree und Torstraße liegt. Es wird oft Scheunenviertel genannt, obwohl es weder die 27 Scheunen mehr gibt, die der Große Kurfürst 1672 außerhalb der Stadtmauern errichten ließ, noch die dunklen Gassen, die es später berüchtigt machten. Korrekter ist die Bezeichnung Spandauer Vorstadt, die auf die erstmalige Bebauung um 1700 verweist, als die heutige Oranienburger Straße bis nach Spandau führte. Trotz starker Bombardements im Krieg ist das Gebiet in seiner ursprünglichen Anlage weitgehend erhalten geblieben, 1990 wurde es zum Flächendenkmal erklärt. Das Scheunenviertel war nur der östliche Teil der Gegend, rund um die Volksbühne. Dieser Kiez war viel ärmer als der westliche Teil. Neben Kommunisten und einigen Lichtscheuen kamen hier vor allem ostjüdische Einwanderer unter. Die Nazis waren es, die den mit Verfall verbundenen Namen Scheunenviertel auf die gesamte Spandauer Vorstadt ausdehnten. ole

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen