■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Psyeudonyme sind scheußlich!
„Innerhalb von zehn Jahren hat die CDU ihren Bundesparteitag nun zum zweiten Mal in Bremen veranstaltet... –Bremen hat sich enorm zu seinem Vorteil verändert – das war beim Auftaktabend mehr als einmal zu hören“, schrieb Peter Meiners im Bremer Anzeiger. „Dieses Lob darf ruhig an Lokalpolitiker weitergegeben werden“, schmalzte er ein paar Sätze weiter. „Sie haben zwar lange gebraucht, um Bremen auf Trab zu bringen, aber spätestens mit Beginn der großen Koalition ist die Stadt deutlich und schnell vorangekommen. Sollen die Christdemokraten in zehn Jahren doch mal wieder an der Weser tagen – dann wird die Stadt noch viel schöner sein“, schloß Peter Meiners seinen Kommentar. Seitdem fragen sich nicht nur die Christdemokraten, wer dieser neue Freund der Großen Koalition ist. Beim Bremer Anzeiger gibt es nämlich gar keinen Redakteur, der Peter Meiners heißt. Auch Peter Meiners aus dem schönen Ammerland bestreitet, diese Kommentare geschrieben zu haben. Er sei Maschinenschlosser und hätte es nicht so mit dem Schreiben, bekennt der freundliche Herr am Telefon. Ein weiterer Kommentator, den es auch eigentlich nicht gibt, ist Hans H. Oldenburg. „Bitte, bitte liebe Politiker, laßt uns dieses kleine Stück Urlaub zwischendurch“, winselte er jüngst, weil er am Pfingstmontag nicht arbeiten will. Auch die Weisheit: „Wer häufiger mit der Eisenbahn fährt, der braucht einen Fahrplan“, stammt von Oldenburg. Auch darüber, daß die Stadt die Schlachte nicht zur Fußgängerzone erklären wird, hat er sich geärgert: „Unmengen von Steuergeldern aus Bremen und Brüssel sind in das Projekt geflossen. Wer die neue Straße dann so lieblos behandelt, kann die Mittel eigendlich auch gleich aus dem Fenster oder in die Weser werfen.“ Wer sind Meiners und Oldenburg, fragt sich die Stadt. Die SPD-Zeitung Südwest hat es schon vor Jahren enthüllt. „Die Kommentare im Bremer Anzeiger von Peter Meiners stammen von Axel Schuller und die von Hans H. Oldenburg von Heinz Holtgrefe vom Weserkurier“, schrieb das Blatt, ohne daß eine Gegendarstellung oder ein Dementi folgte. Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet allerdings, daß Schuller sein Engagement beim Bremer Anzeiger zwischenzeitlich aufgegeben hat. Seitdem schreibt Holtgrefe mal unter dem einen, mal unter dem anderen Psydonym. Wahrscheinlich darf er beim Weser-Kurier seine Meinung nicht sagen, glaubt jemand, der Pseudonyme einfach abscheulich findet Ihre Rosi Roland
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