: Nur jeder 20. kehrt Telekom den Rücken
Unübersichtliche Tarife schrecken viele Kunden ab. Doch die Privaten sind bei Ferngesprächen in der Regel billiger – trotz Preissenkung der Telekom. Nur bei Ortsgesprächen ist die Telekom oft günstiger. Eine Übersicht ■ von Marcus Franken
Berlin (taz) – Die Deutschen trauen dem neuen Telefonglück noch nicht. Zwar wählen viele Kunden bereits sporadisch eine der fünfstelligen Vorwahlnummern (010xy) vor der Rufnummer, um so einzelne Gespräche über die neuen Anbieter zu führen. Doch nur 5,4 Prozent haben bisher ihrer alten Tante Telekom dauerhaft den Rücken gekehrt.
Noch immer überfordert der Dschungel von unterschiedlichen Tarifsystemen die Kunden meist völlig. Anmeldeprozeduren, Verbindungsgebühren, Abrechnen im Sekunden oder im Minutentakt: Alles Fallstricke, in denen sich sogar Autoren von Tariftabellen in Zeitschriften, Zeitungen und (unter dem Suchwort „Telefontarife“) im Internet zuweilen verheddern. Die taz präsentiert darum die „wahren Gebühren“, herausgefunden von den Experten der Stiftung Warentest. Deren Fachleute haben nämlich berechnet, wie hoch der Minutenpreis eines Telefongesprächs durchschnittlich ist, wenn man eine große Zahl unterschiedlich langer Telefonate führt.
In der Tabelle wurden diese Kosten auf ein fiktives Vier-Minuten- Gespräch umgerechnet. Dargestellt sind dabei nur die drei Unternehmen, die am besten abgeschnitten haben. Zum Vergleich sind jeweils die Gebühren bei der Telekom gegenübergestellt. Vollständige Übersichten für Telefonate ins In- und Ausland lassen sich gegen Gebühr über die Zentrale der Stiftung Warentest in Berlin (030 / 2631 - 0) abrufen.
Allgemein gilt: Bei den Ortsgesprächen wird die Telekom lediglich von den wenigen, regionalen Anbietern geschlagen. Das sind vor allem NetCologne (Köln), ISIS (verschiedene Städte in NRW), EWE Tel (Weser-Ems-Land) und TeleBel (Bergisches Land).
Trotz Preissenkung beim ehemaligen Monopolisten sind die Neuen bei Ferngesprächen in der Regel billiger. Arcor (01070) und TelDaFax (01030) sind regelmäßig unter den Besten und können jederzeit ohne vorherige Anmeldung angewählt werden. Tele 2 (01013), Viag Interkom (01090), WestCom (01085) oder Interoute (01066) schneiden zwar genauso gut ab, man muß sich aber bei ihnen zuvor registrieren lassen. Die entsprechenden Anmeldenummern sind meist zu erfahren, wenn man versucht, über die Nummer des Anbieters ein normales Ferngespräch zu führen.
Anbieter mit einer Abrechnung im Minutentakt oder Extragebühren für jede Verbindung (Sechs Pfennig bei Arcor und o.tel.o) schneiden insgesamt schlechter ab, als es die von ihnen ausgewiesenen Minutenpreise suggerieren. Details zu den einzelnen Gesellschaften finden sich im Internet unter der Adresse http://www.teltarif.de.
Für Telefonate ins Ausland oder in eines der Funknetze liegen wieder andere Firmen vorn. Der Preisvergleich gestaltet sich hier etwas leichter, weil die Anbieter nicht so viele Zeitzonen geschaffen haben. Meist kommen sie mit dem Werktagstarif und einem gemeinsamen Takt für die Abende und das Wochenende aus. Als besonderer Tip für Telefonate in die Türkei gilt zur Zeit o.tel.o mit einem Minutenpreis von 0,69 Mark.
Der billige Jakob unter den Anbietern wechselt also von Land zu Land und von Stunde zu Stunde. Trotzdem kann es sich für Vieltelefonierer lohnen, sich auf einen Anbieter zu beschränken, wenn bei hohen Telefonrechnungen ein Rabatt angeboten wird. Einige Firmen bieten zehn Prozent, falls die Rechnung über zweihundert Mark steigt.
Wem es auf die Dauer zu lästig ist, vor der langen Fernwahl auch noch die fünf Ziffern des Anbieters in das Wahltableau zu tippen, der sollte sich ein Telefon mit Kurzwahltasten zulegen. Dann läßt sich auch die lästige Eingabe der fünf Ziffern auf einen Tastendruck abkürzen.
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