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Opel kann nicht mithalten

Der Boom in der Automobilindustrie geht ausgerechnet an der Nummer eins in Europa vorbei. Opel schreibt rote Zahlen und setzt nun auf den neuen Astra  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) – Während die Bosse in den Vorstandsetagen in Wolfsburg und Stuttgart seit Wochen vor Kraft kaum noch laufen können, weil Volkswagen und Mercedes 1997 Rekordgewinne einfuhren, gibt es bei den Vorstandsmitgliedern der Rüsselsheimer Adam Opel AG nur lange Gesichter. Die Tochtergesellschaft von General Motors (GM), die den Markt in Europa zumindest beim Umsatz anführt, schreibt rote Zahlen. Die Bilanz für 1997, die gestern in der Alten Oper in Frankfurt am Main vorgestellt wurde, weist trotz Rekordumsatz einen Jahresfehlbetrag von 228 Millionen Mark aus. Und die Versuche des scheidenden Vorstandsvorsitzenden David J. Herman, die verhagelte Bilanz mit „außergewöhnlichen Belastungen“ zu entschuldigen, befriedigte die Analysten nur bedingt.

Rückstellungen für Vorruhestand und Altersteilzeit für die Beschäftigten in den deutschen Werken von Opel in Höhe von 560 Millionen Mark seien im vergangenen Jahr bilanzwirksam geworden, erklärte Herman. Ohne diese Rückstellungen, die aus dem sogenannten Standortsicherungsvertrag mit dem Betriebsrat resultieren, hätte Opel in etwa den Gewinn von 1996 erzielen können, der bei 314 Millionen Mark lag. Aber auch das wäre im Vergleich mit der Konkurrenz ein mageres Ergebnis gewesen.

Opel scheint mit dem Rücken an der Wand zu stehen, die Automobilbauer aus Rüsselsheim kämpfen mit Image- und Qualitätsproblemen. Als Herman im vergangenen Jahr endlich eine „Modelloffensive“ ankündigte, war die Konkurrenz mit ihren neuen Modellen fast schon auf dem Markt. Zwar blieb Opel zusammen mit seiner britischen Tochter Vauxhall mit mehr als 1,5 Millionen Neuzulassungen auch 1997 die Nummer eins in Europa. Doch in Deutschland mußte zum wiederholten Mal ein leichter Rückgang bei den Zulassungszahlen hingenommen werden (minus 15.500) – für Herman ein Resultat der Kaufzurückhaltung der Deutschen im „Segment gehobene Mittelklasse“. Andererseits hätte Opel selbst bei voller Auslastung der Produktionskapazitäten die Nachfrage nach dem Corsa nicht befriedigen können.

Rettung soll die jetzt endlich angelaufene Produktoffensive mit dem neuen „Knaller Astra“ bringen. Doch auch hier zeichnen sich für die bereits registrierten 65.000 Vorbestellungen Produktions- und Lieferprobleme ab. Mit Wartezeiten bis zu sechs Monaten, so Herman, müsse man leider rechnen. Ohnehin seien jetzt erst einmal Werksferien.

Werksferien? Das sei doch „in fast allen Ländern der Welt ein unbekanntes Wort“, konstatierte jemand im Auditorium. Herman, der von GM nach Rußland geschickt wird, zuckte nur mit den Schultern und schwenkte über zur Ankündigung einer neuen (Light-)Produktionseinheit in Rüsselsheim und zum Versprechen, daß sich auch sein Nachfolger, Gary L. Cowger, an den Standortsicherungsvertrag halten werde. Betriebsbedingte Kündigungen soll es also bis zum Jahre 2002 nicht geben. Ein echtes Schmankerl hatte es aber schon vor der Präsentation gegeben. Herman hatte ein Zentrum für alternative Antriebe eigeweiht. Aufgabe: die Entwicklung umweltverträglicher Zukunftstechnologien.

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