■ Urdrüs wahre Kolumne: Warnung vor Solididitäterä
Die Sitten und Gebräuche der Familie Hooligan werden in den nächsten Wochen wohl Thema Nr. 1 bei den Gebrauchs-Soziologen des fußballdeutschen Sinnsucher-Journalismus werden. Für mich steckt die Quintessenz in dieser kleinen True (!) Story, die jetzt in Hannover vor Gericht verhandelt wird: Ein hundehaltender Kamerad der Sippe OI! übergoß seinen Pitbull im Winter an einer hannoverschen Tankstelle mit Wasser, um ihn dann mittels Preßluft aufzublasen. Hund und Halter haben den Vorfall soweit überstanden: Pack schleckt, schlägt und verträgt sich.
Früher betrieb Bernd E. Neumann die Liquidation von Kunst und Kultur, indem er zum Verbrennen der Werke linksreimender Lyriker aufforderte. Und heute erklärt er sich als Parlamentarisches Staatssekret zu einem mindestens ebenso barbarischen Modellversuch an der hiesigen Kunsthochschule mit den markigen Worten: „In Bremen bleibt die Kunst nicht brotlos!“ Soll meinen, jeder angehende Bildhauer, Maler oder sonstige Art-Aktionist aus dem akademischen Treibhaus unseres Gemeinwesens soll „studienbegleitend auf das Berufsleben“ vorbereitet werden. Das Ergebnis dieser „soliden Vorbereitung“ mit Fertigkeiten in Management, Marketing, Sponsoring und Versicherungsrecht (!) auf die „spätere berufliche Existenz“ wird man sich kaum so schelmig-medioker vorstellen können, wie es auffallen wird und sicher auch beabsichtigt ist. Erhebt Euch, KünstlerInnen, und hütet Euch vor Solidididitäterä: Fälscht lieber Dollar-Noten, Bahnfahrkarten und Anforderungen für die Flugbereitschaft der Bundeswehr.
Apropos Wehrmacht: Die Fürze, die von führenden Grünspechten im Rahmen der Kampagne gegen die doch recht kleinmütige Rede von Herrn Trittin gelassen werden, machen klar, wie weit die gastreibende Verrottung der politischen Sonnenblume schon gediehen ist. Soll sich die Fraktion doch nach den Wahlen gleich als kollektiver Küchenbulle für eine Rohkost-Feldkantine mit Produkten aus natürlichem Anbau für den Balkaneinsatz melden. Das BigMac-Geschwader wird dann schon für den Rest sorgen ...
Sehen wir uns bittschön alle am Sonntag beim Hollerland-Rettungsfest?
Fragt hartnäckig
Ulrich „Gerold“ Reineking
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