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Anklage gegen Hennemann im August

■ Ermittlungsverdacht: Konzern-Chef hat Treuepflichten verletzt

Das Telefon des Leitenden Oberstaatsanwalts, Jan Frischmuth, steht dieser Tage nicht mehr still. Bis Ende Juni sollte die Entscheidung fallen, ob Anklage gegen Friedrich Hennemann erhoben wird oder nicht. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Bremer Vulkan steht unter Verdacht, seine Treuepflichten verletzt zu haben. Wie berichtet sind im zentralen Cash-Management des Bremer Pleite-Konzerns rund 850 Millionen Mark an öffentlichen Geldern zur Sanierung der Ostwerften versickert. „Die Entscheidung steht unmittelbar bevor“, wimmelt Frischmuth die Anrufer ab. Nach Recherchen der taz wird die Staatsanwaltschaft Anfang August Anklage gegen Friedrich Hennemann wegen Untreue erheben.

Daß Hennemann sich an den Vulkan-Millionen bereichert haben könnte, hat sich im Laufe der Ermittlungen nicht bestätigt. Die Ermittler waren auf Auslandskonten in der Schweiz und in Luxemburg gestoßen – allein auf dem Luxemburger Konto lagen etwa eine Million Mark. Es gab aber offenbar mehrere Briefkastenfirmen, über die Vulkan-Gelder nach Jersey, Dublin und Panama flossen. In dem Strafverfahren soll nun geklärt werden, was Hennemann darüber wußte. Darüber hinaus sind Bargeldzahlungen in Millionenhöhe bei jedem Schiffsneubau festgestellt worden. Angeblich gingen diese Beträge als Auftragsprovisionen an Dritte. Die Ausgaben tauchen auch in den Büchern des Konzerns auf. Die Empfänger sind dagegen nicht verzeichnet worden. Die Ermittler gehen deshalb davon aus, daß Hennemann seine Treuepflicht verletzt haben könnte.

Hennemann ist sich dagegen offenbar keiner Schuld bewußt. Er habe dem Vulkan wieder zu schwarzen Zahlen verholfen, betonte er nach dem Konkurs des Schiffbaukonzerns im Mai 1996. „Der Erfolg hat mir recht gegeben“, sagte er noch vor dem Untersuchungsausschuß, der die Hintergründe des wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Konzerns aufklären soll. „Hier soll bewiesen werden, daß der Vulkan schon seit 1983 ein rottes System war, das ist doch pervers“, schimpft Hennemann, nachdem er im Februar 1997 vernommen worden war. Er fühlte sich als „Sündenbock“. „Scherf hat selbst zugegeben, daß die Große Koalition 600 Millionen Mark in den Sand geschoben hat, und jetzt muß jemand dafür gerade stehen.“ Und dazu sei der Großen Koalition jedes Mittel recht.

Etwa sechs Wochen hatte Hennemann im Sommer 1996 in Untersuchungshaft gesessen. Gegen eine Kaution von sechs Millionen Mark wurde er im August wieder entlassen. Außerdem bekam der ehemalige Konzernchef die Auflage, sich einmal pro Woche bei dem zuständigen Polizeirevier melden. kes

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