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Nicht nur billig, sondern auch schön

■ In Schnäppchenmärkten müssen KäuferInnen Zeit mitbringen, wenn sie etwas Preiswertes finden wollen. Die Billigketten „Rudis“ und „Conny's“ expandieren auch ohne Ladungen umgestürzter Lkws

Der Computerhändler aus dem bayerischen Cham bietet das Elektronenhirn mit gigantischem Speicher, diversen Laufwerken und haufenweise Software für sagenhafte 1.798 Mark an – natürlich inklusive Mehrwertsteuer. Wer zuschlägt, bekommt per Nachnahme ein Pfund Kaffee gratis gleich mitgeschickt. Ein echtes Billigangebot, nach dem sich die Computergemeinde die Finger leckt?

Unter dem Stichwort „Schnäppchen“ wirft die Suchmaschine im Internet Hunderte Firmenseiten mit Tausenden derartiger Angebote aus der ganzen Republik aus. Auf einer Homepage aus Ravensburg hackt ein virtueller Specht rhythmisch ein Preisschildchen in Stücke, und ein württembergischer Kunststoffhersteller hält Kilometer roter Plastikschläuche zu „Tiefstpreisen“ bereit.

Ob die Angebote tatsächlich preiswerter sind als im Fachgeschäft um die Ecke, steht dahin. Das unterscheidet die virtuellen Schnäppchenmärkte nicht von ihren realen Verwandten, unter denen die Ketten „Rudis“ (früher „Rudis Resterampe“) und „Conny's“ (früher „Conny's Container“) zu den bekanntesten gehören.

Stefanie Sindern, Pressesprecherin für Rudis und Conny's, definiert: „Nicht alle Produkte sollen billig sein. Es muß auch schöne geben.“

Was also macht einen sogenannnten Schnäppchenmarkt zum Schnäppchenmarkt? Erstens erweckt das Geschäft den begründeten Eindruck, daß zumindest ein Teil des Sortiments preiswerter angeboten wird als anderswo. Aber zweitens müssen die KäuferInnen danach suchen. „Wir wenden uns an Leute, die Zeit haben“, sagt Sindern.

Mit anderen Worten: Der bevorzugte KundInnenkreis verfügt über eher wenig Geld, dafür aber mehr Muße und Zeit. Beide Voraussetzungen treffen sich im Phänomen der Arbeitslosigkeit, die ein Grund für die Expansion der Ketten Rudis (mittlerweile 170 Filialen vor allem in den westlichen Ländern) und Conny's (mit 109 Verkaufstellen vornehmlich im Osten) sein mag.

Die Zeiten, in denen in Billigläden in erster Linie Restposten, Ladenhüter, verkratzte Pfannen und Ladungen umgestürzter Lkws verkauft wurden, sind vorbei. „Bei uns wird nicht ausgeschleust“, erklärt Sindern.

Das war früher so, als Rudis Resterampe noch zum Tengelmann- Konzern gehörte und als Zweitverwerter verscherbelte, was dort nicht mehr abzusetzen war. Seit April 1997 gehört Rudis zur Berliner Raumausstatter-Firmengruppe „Wand&Boden“ und verkauft jetzt neben Pfennigs-Kerzenhaltern aus chinesischen Holzfabriken auch gediegenere Leuchter, die in der Eingangshalle des Einfamilienhauses nicht sofort unangenehm auffallen.

Täglich wechselndes Angebot je nach Unfallage ist passé, auf die KäuferInnen wartet jetzt ein stabiles Warensortiment unter anderem aus Drogerieartikeln, Schreib- sowie Kurz- und Haushaltswaren, das Wand&Boden 1996 immerhin 220 Millionen Mark Umsatz einbrachte.

Der alten Tradition treu geblieben ist dagegen die Foxmarkt- und Fox-Kette, die für Karstadt und Neckermann deren überschüssige Waren zu mitunter ein Drittel niedrigeren Preisen versilbert.

Doch auch Fox kauft Produkte ganz normal dazu, um eine ansprechende Auswahl bereitzustellen. „Die Kunden wollen nicht nur gelbe und rote Blusen“, sagt Foxmarkt-Geschäftsführer Andreas Kemper (Kottbusser Damm), „sondern auch grüne und weiße.“ Hannes Koch

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