: Fuck the Love Parade
■ DJ Trauma XP aus Frankfurt am Main organisiert wieder eine Gegen-Love-Parade. "Den Berlinern fehlt dazu die Muße". Bei der Fuck Parade ist von Techno bis Punk alles dabei
Ob es wirklich stimmt, daß der Name immer Programm ist, wird sich zeigen. Die Gegendemonstration zur Love Parade im vergangenen Jahr hieß Hate Parade, doch von Haß war bei der bunten Mischung aus Kapuzenträgern mit Dreadlocks, Love-Parade-Fans und Feuerschluckern eigentlich keine Spur. Dieses Jahr läuft die Gegenaktion am Samstag unter dem Namen Fuck Parade. Fuck the Love Parade, um genau zu sein.
Veranstalter ist wie im Vorjahr Martin Kliehm alias DJ Trauma XP aus Frankfurt am Main, der hin und wieder im Berliner Club „Bunker“ auflegt. Der 30jährige hofft zwar, daß ähnlich wie im vergangenen Jahr mehrere tausend Menschen kommen. Doch „unendlich viele“ sollen es auch wieder nicht sein. Denn was zu groß sei, könne nicht gut sein – so wie die Love Parade. „Wir wollen uns ja davon unterscheiden“, sagt der DJ. Auch musikalisch setzt er sich von der Love Parade ab: „Wir grenzen niemanden aus“, sagt er. Von Hardcore Techno, Cross Over, House, Hard acid, Punk, Heavy Metal und Gabba sei alles dabei. Unter den zehn bis zwölf Wagen aus Holland, England, Österreich und Deutschland sei auch „was Linksalternatives“, der „Love e.V.“, mit einem Wagen vertreten. Bei der Polizei ist die Demonstration unter dem Titel „Gegen Kommerzialisierung und Nazis“ angemeldet.
Treffpunkt ist 14 Uhr am „Bunker“ in der Leipziger Straße. Gegen 15 Uhr zieht der Zug dann über die Friedrich- und Oranienburger Straße Richtung Alexanderplatz. Von dort soll es über die Karl-Marx-Allee und den Strausberger Platz zum Roten Rathaus gehen. Am Neptunbrunnen gibt es bis 22 Uhr eine Abschlußkundgebung.
Martin Kliehm wirft den Veranstaltern der Love Parade nicht nur mangelnden Pluralismus bei der Musikauswahl vor. „Die Macher sollen sich auch mit kontroversen Themen wie Müll, Ausverkauf und Toiletten befassen“, schimpft er. Um nicht in den Verdacht zu geraten, sich ebensowenig um Büchsenberge und menschliche Exkremente zu scheren, verweist DJ Trauma XP auf einen Getränkewagen („Der hat sogar eine Konzession“), der nur Pfandflaschen verkaufe. Und bei der Pipi-Frage bleibt er ganz cool: „2.000 Teilnehmer sind handlebar.“ Da baut der DJ auf die Miettoiletten am Anfang und Ende der Strecke und die vielen Kneipen unterwegs.
Bleibt nur noch die Frage: Warum organisiert ein Frankfurter die Chose? „Weil die Berliner“, so Martin Kliehms prompte Antwort, „genug zu tun haben, um ihr eigenes Leben in den Griff zu kriegen“, fehle ihnen die Muße zur Fuck Parade. Deshalb mache er das für die Berliner. Barbara Bollwahn
Samstag ab 14 Uhr Musik vor dem „Bunker“ in der Leipziger Straße, 15 Uhr Demobeginn über Friedrich- und Oranienburger Straße Richtung Alexanderplatz. Von 20 bis 22 Uhr Abschlußkundgebung am Neptunbrunnen
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