: Früh übt sich für Hollywood
■ Jugend-Kurzfilmfestival: 40 Filme, 9 Preise und viel Spaß am Samstag im Kino 46
Nicht nur Drogen machen high. Auch Pilze können den gleichen Effekt haben, wie Cannabis & Co., dachte sich ein Jungfilmer aus Walle und drückte seine Vorstellung von den Folgen des Verzehrs schlechter Pilze in einem computeranimierten „Virtuellen Pilztrip“ aus.
Dieser und rund 40 weitere Kurzfilme von jungen Videomachern flimmern beim Bremer Wettbewerb von „make a video“ am Samstag über die Leinwand des Kinos im Medienzentrum. Die achtköpfige Jury aus Journalisten und Jungfilmern hat in einer siebenstündigen Sitzung vor drei Wochen bereits alle Filme gesichtet und insgesamt 17 Preise ausgelobt. 9.500 Mark Preisgeld wurden so an die 7 bis 18 Jahre alten Teilnehmer des Jugendfilmfestes vergeben. In drei Altersgruppen sind die jeweils drei besten Filme prämiert worden, die an der Bundesausscheidung teilnehmen und so die Chance auf einen Sieg beim Europäischen Filmfest „make a video“ haben. Außerdem vergeben Radio Bremen und die Mark-Stöcker-Fernsehproduktionen aus Hamburg je eine Hospitanz an die Jungfilmer, um Einblicke ins professionelle Fernsehgeschäft zu gewähren. Die Sparkasse Bremen und der Offene Kanal haben für Anerkennungspreise Geld locker gemacht. Damit sollen die Gewinner dann neue Filme realisieren.
Doch nicht nur die Professionalität der eingereichten Filme sollte bei der Bewertung berücksichtigt werden, sondern auch die Mühe, die vor allem die jüngsten Filmemacher mit ihren Produktionen hatten.
So kamen eines Tages drei Siebenjährige in das Nullsattstudio im Medienzentrum gestiefelt. Unter dem Arm hatten sie ein dickes selbstgezeichnetes Drehbuch und einen großen Karton Lego-Figuren. Mit Hilfe ihres Haufens aus buntem Plastik wollten sie die Geschichte von Außerirdischen erzählen, die unvermutet mitten in ein Formel-1-Rennen hineinplatzen, um unschuldig nach dem Weg zu fragen. „Bei den Aufnahmen und bei der Bedienung des Schnittplatzes haben wir natürlich geholfen, aber den Rest haben die Jungfilmer ganz alleine gemacht“, freut sich Organisator Klaus Heitköther vom Medienzentrum. Das Ergebnis heißt „Das große Rennen“.
Ein anderer Beitrag zeigt eine moderne Version eines Märchenklassikers: „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ probieren sich in Selbstversuchen mit Drogen und ihren Folgen. Nach ausgiebigen Exzessen erscheint Schneewittchen ein kleiner Zwerg mit einem hämischen Grinsen, verkleidet als überdimensionale Spritze, und gewinnt die Berauschte mit den Worten „Nimm mich, Schneewittchen“ für sich.
Das Thema Drogen wurde zwar von vielen der eingereichten Filme behandelt, war jedoch nicht vorgegeben. Und auch die Art des Films, ob nun Spielfilm, Reportage oder Dokumentation, war den Jungfilmern überlassen.
Eine Schülergruppe aus Bremerhaven zum Beispiel erklärt in Ton und Bild, wie ihre Schule zu einem selbsterrichteten Fußballplatz gekommen ist, nachdem die Schüler immer wieder auf dem Pausenhof mit Bällen versehentlich Glasscheiben, statt nichtvorhandener Tore, trafen.
„Der Bremer Wettbewerb ist mit seiner Präsentation im Kino 46 wohl einmalig“, verkündet Heitköther zurecht mit Stolz.
Sven Kuhnen
Samstags ab 15 Uhr führt „Radio Bremen 4“-Moderator Andreas Schamayan durch die eingereichten Filme und präsentiert am Abend die prämierten Gewinner von „make a video“. Nachdem alle Filme gezeigt wurden, können die Besucher per Stimmzettel einen mit 250 Mark dotierten Publikumspreis vergeben. Der Eintritt im Kino 46 ist kostenlos.
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