■ Querspalte: Der Hund ist auch nur ein Mensch
Es war schon immer ethisch hoch brisant, daß die ganze Viecherei uns Menschenkinder für umsonst mit Ersatzteilen versorgen soll. Xenotransplantation nennt man das. Wenn die Abstoßungsprobleme eines Tages überwunden sind, werden sie uns Schweinelebern und Affenherzen einbauen, daß es nur so kracht. Tiere als Menschenhelfer. Aber wer hilft dem Tier? Was macht das Schwein mit seinem Herzkasper, die Rotbauchunke mit der Schrumpfleber, was machen Hund und Katz bei Nierenversagen?
Die gute Nachricht kommt in diesen Hundstagen aus den USA. Dort wurde – erstens – einer Eule ein künstliches Auge implantiert. Das Tier war verletzt zum Auburn University College of Veterinary Medicine gebracht worden, wo ihm nach zweistündiger Operation ein Silikonauge verpaßt wurde. Wegen der ungewöhnlich länglichen Form des Eulenauges wurden gleich zwei Kugeln eingesetzt. „Es sieht nicht gerade toll aus“ räumte Augenprofessorin Susan McLaughlin ein. Ähnliche Ersatzteile hat die Augenklinik schon bei Hunden, Katzen, Rindern und Pferden sowie einem afrikanischen Löwen benutzt. Tierschützer, aufgemerkt: Madame Nachteule hat sich prima dran gewöhnt und fliegt schon wieder.
Die zweite gute Nachricht betrifft unsere Freunde und Helfer: die Hunde. Um dem chinesischen Mops „Frodo“ ein Trauma zu ersparen, bekam er nach seiner Kastration zwei sehr schöne, weiche Silikon-Eier übertragen. Er habe nicht einmal gemerkt, daß ihm etwas fehlt, heißt es minimal übertreibend im Agenturbericht. Frodos Plastehoden ist keineswegs ein Prototyp. Nach Mitteilung der Herstellerfirma seien bereits 15.000 Paar Silikon-Eier verkauft worden. Die neue, weichere Version sei jedoch stark verbessert und fühle sich an „wie Gummibärchen“. Da fragen wir uns doch: Warum werden in Deutschland Jahr für Jahr Millionen Hunden (und Katzen!) die Eier abgeschnitten, ohne für angemessenen Ersatz zu sorgen? Echt rüde, das! Manfred Kriener
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