■ Vorschlag: Der Witz als Lustobjekt: „Badesalz“ mit „Voll de Honig“ im Tempodrom
In der verunglückten Kinokomödie „Frau Rettich, die Czerny und ich“ haben sie nur einen ganz kleinen Gastauftritt als Automechaniker, aber in diesen wenigen Minuten zeigt das hessisch daherbabbelnde Duo Gerd Knebel & Hendrik Nachtsheim, was sie am besten können: dem dumpfen Alltag und seinen Abgründen der Banalität ziemlich aufmerksam auf der Spur zu sein und daraus neckischen Klamauk, aber auch manch feinsinnigen Witz zu schlagen. Was sie von RTL-Brachialhumoristen, mögen sie nun Karl Dall, Mike Krüger oder noch platter heißen, unterscheidet, ist ihre Liebe zum Objekt ihrer Betrachtungen. Ob sie sich nun den Reihenhäuslebauern, Pittbullbesitzern oder den Menschen im Supermarkt und Einkaufszonen widmen: hier werden die Schwächen und Unzulänglichkeiten mit recht viel Hingebung und Wärme vorgeführt. Wenn „Badesalz“ so richtig gut sind, schaffen sie es fast bis in die Nähe eines Loriot. Was sie ihm allerdings voraus haben: Knebel & Nachtsheim sind auch Vollblutmusiker und heimtückische Parodisten dazu. In den 80ern haben sie mit den „Rodgau Monotones“ und „Flatsch“ schon einmal spaßig durch die Gegend gerockt, so richtig abgesahnt wird allerdings erst jetzt. Was im Süden der Republik bereits ordentlich Kult ist, kann man hierzulande manchem noch als Geheimtip verkaufen. Und das, obwohl ihre CDs (“Diwodaso“, „Zarte Metzger“) in Windeseile vergoldet wurden und ihr Filmdebüt „Abbuzze“ eine ganze Million Zuschauer ins Kino lockte.
Für ihre neue Tour „Voll de Honig“ haben „Badesalz“ zwar auch eine neue Comedy-Platte im PR-Gepäck (“Wie Mutter und Tochter“), aber auf der Bühne wollen sie ihr Publikum diesmal weniger mit Sketchen als mit Musik zum Rasen bringen. Frisch abgehangen ist ihr Beitrag zur WM '98 „Ziegenkäsegeschäft“ (hat Christian Ziege eigentlich schon eine Beleidigungsklage angestrengt?), fast schon Viva-tauglich ihre Version von „Back For Good“. Und absolut im Trend ihre Melange aus Britpop und Asiawelle, „Ying und Yang“. Damit alles richtig schön gut, blöd und lustig wird, haben sich „Badesalz“ mit „GummiSoul“ aus Stuttgart eine passende Begleitband ausgesucht. Da finden sich u.a. Udo Schöbel von den „Shy Guys“ und Flo Dauner von den „Fantastischen Vier“ wieder. Axel Schock
Heute, 27. Juli, 20 Uhr im Tempodrom
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