Mit Abwassergeschäften auf Du und Du: Hamburg bietet mit
■ Hamburgische Stadtentwässerung hat Interesse am Wasser-Bereich der BEB
Wenn demnächst die Gespräche über mögliche Kaufinteressenten für den Wasser-Bereich der Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) beginnen, könnte es einen verwirrenden Kaufinteressenten geben: Die Anstalt des öffentlichen Rechts „Hamburger Stadtentwässerung“ (HSE) hat ihr Interesse bekundet, die Bremer zu übernehmen. Das bestätigt Günter Eich, Sprecher der Hamburger Stadtentässerung. Damit konkurrieren die Hamburger mit Eurowasser und der Anbietergemeinschaft, die die Veba-Tochter Gelsenwasser und die Veba-Tochter Bremer Stadtwerke gebildet haben.
Zwar hat auch Hamburg Haushaltsprobleme, die Stadtentwässerung soll aber nicht an Private verkauft werden, versichert HSE-Vertreter Eich. Im Gegenteil: Die Stadtentwässerung bleibt „hoheitliche Aufgabe“ und sucht dazu „neue Geschäftsfelder“: „Wir beteiligen uns, wenn es hier im Hamburger Umland eine Möglichkeit gibt, bei kleinen Gemeinden.“ In Reinbek haben die Hamburger bereits die Betreuung des Sielnetzes übernommen. Fachpersonal, Spezialfahrzeuge, Technologien können effizienter genutzt werden. So haben bisher auch die Bremer gehandelt, aber solche Synergieeffekte schwinden bei Entfernungen über den 50 Kilometer-Radius hinaus.
In Hamburg kostet das Wasser derzeit 5,04 Mark pro Kubikmeter, das sind immerhin 16 Pfennig weniger als in Bremen. In Hamburg soll das so bleiben, verspricht der HSE-Sprecher, auch wenn demnächst die Kosten der Kanalsanierung sprunghaft steigen werden. Die Hamburger Stadtentwässerung machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 584 Millionen Mark und erzielte einen Überschuß von 79 Millionen Mark, die aber zur Sanierung des Kanalnetzes dringend erforderlich sind. Der Umsatz der BEB liegt etwa bei der Hälfte, 37 Millionen „Stammkapitalverzinsung“ haben die BEB an die Stadt überwiesen und drei bis vier Millionen Mark Überschuß in Rückstellungen legen können.
Für die BEB würde eine Übernahme durch die Hamburger wenig Vorteile bieten. Interessanter sind da schon Bieter, die über ein weltweites Vertriebsnetz beim Verkauf von know how verfügen. In Polen, Indien und in Kroatien verkaufen die BEB derzeit schon ihr Klärtechnik-know how. Vermittelt wurden solche Geschäfte übrigens nicht über die Veba-Connection, sondern über die Preussag-Nöll. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen