: „Plasmaentladung“ für die Besten der Besten
■ Ab Oktober 1999 soll Hamburgs erste Privatuniversität Elite-Studenten ausbilden
Zunächst war da eine Idee. Die führte zu einer „unheimlichen Kompression“ konzeptioneller Gedanken, „aber es fehlte der Zündfunke, um das Ganze in Gang zu bringen“. Ulrich Voswinkel, Vorstandschef der Körber-Stiftung, war gestern sichtlich um technische Bilder bemüht, als er noch einmal den Werdegang des Northern Institute of Technology, kurz NIT, nachzeichnete. Der geistige Vater des NIT, TU-Präsident Hauke Trinks, korrigierte prompt: Nicht nur ein Zündfunke, sondern eine wahre „Plasmaentladung“ sei die jetzige Zusage der Körber-Stiftung. Die nämlich stellt der Technischen Universität in Harburg einen zinsgünstigen Kredit in Höhe von 22 Millionen Mark zur Verfügung. Auf dem Campus der TU soll mit diesem Geld das Gebäude des NIT errichtet werden.
In den ersten vier Jahren verzichtet die Stiftung außerdem auf jegliche Verzinsung. Nach 32jähriger Laufzeit soll der Kredit abgezahlt sein, dann fällt das Gebäude in den Besitz der Stadt Hamburg. Damit ist endgültig der Startschuß für die erste Hamburger Privatuniversität für ausländische StudentInnen gefallen. Schon im Oktober kommenden Jahres sollen die ersten 30 Studierenden am NIT „eine international anerkannte exzellente Ausbildung zum Global Engineer“ erhalten.
Finanzieren wird sich das NIT rein privatwirtschaftlich. 40.000 Mark wird das Studium dort pro Jahr kosten. „Das ist teuer“, gibt TU-Chef Trinks zu, doch als GmbH müsse das NIT halt kostendeckend arbeiten. Das Geld soll zu einem großen Teil von internationalen Wirtschaftsunternehmen kommen. Auch die Körber AG stiftet in den ersten vier Jahren drei Stipendien in einer Gesamthöhe von einer Million Mark. Insgesamt haben Unternehmen schon rund 30 Studienplatz-Stipendien zugesagt. Zahlende Unternehmen erwerben mit dieser Kostenübernahme das Recht, Studienwillige an das NIT zu entsenden und über Struktur und Betrieb der Privatuni mitzuentscheiden.
Geboten werden für das Geld beste Studienbedingungen: Die Unterbringung auf dem Campus ist avisiert, Tutoren sollen jeden Studenten persönlich und intensiv betreuen. Trinks geht es darum, „daß sich TU und NIT in public-private-partnership gegenseitig befruchten“. NIT-Studenten sollen Bibliothek und Laboratorien der TU nutzen, sollen an Forschungsprojekten teilhaben und Veranstaltungen der TU besuchen. Im Begleitstudium sollen den ausländischen Studierenden außerdem „Sprache, Kultur, Wirtschaft und Politik Deutschlands und Europas“ nahegebracht werden. Industriepraktika und Projekte in Zusammenarbeit mit Unternehmen runden die Ausbildung ab.
Studieren dürfen so die Besten der Besten. „Wir werden nur Spitzenleute zulassen“, erläutert Trinks, nach einem leistungsorientierten Auswahlverfahren, versteht sich. Bewerben können sich zwar auch deutsche InteressentInnen, ausgerichtet ist der zweijährige Master-Studiengang jedoch auf Studierende aus dem Ausland. Denn die stammen, so weiß Trinks, aus Ländern, „in denen sie starke Führung und Verschulung gewohnt sind“. Ähnlich soll auch das englischsprachige Studium am NIT organisiert sein. Anstatt in Semestern wird das ganze Jahr über in Quartern studiert. „Drei bis vier Wochen Urlaub reichen doch wohl“, meint Trinks. „Die restliche Zeit werden sich die Studenten sehr intensiv auf ihre späteren Führungsaufgaben vorbereiten.“ Karin Flothmann
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