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Hoffnung für Spastikerin

■ Gesundheitssenatorin verspricht Lösungssuche für schwerstbehinderte Frau

Im Streit um die schwerstbehinderte Annemarie Stickel lenkte Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) gestern ein. Während 20 RollstuhlfahrerInnen und Blinde die Gesundheitsverwaltung besetzten, erklärte Hübner, sie werde sich für eine private Unterbringung „mit einer weiteren Bewohnerin“ einsetzen. Die 36jährige spastisch gelähmte Stickel ist auf eine 24stündige Betreuung angewiesen und war nach 33 Jahren Aufenthalt in einem Heim vor einem Jahr in eine eigene Wohnung gezogen. Der Grund: Im Heim sei sie gegen ihren ausdrücklichen Willen regelmäßig von männlichen Pflegern gewaschen worden, so die Besetzer.

Nachdem das Verwaltungsgericht kürzlich den Anspruch der vollständig gelähmten Frau auf ambulante Hilfe in ihrer eigenen Wohnung wegen „unverhältnismäßiger Mehrkosten“ zurückgewiesen hat, drohte das Sozialamt, die Zahlungen dafür einzustellen. Die Besetzer forderten gestern Senatorin Hübner auf, gemeinsam mit der Spandauer Bezirksverwaltung eine Lösung für die Behinderte zu finden.

Zunächst machte die Gesundheitssenatorin gestern die Finanzverwaltung für Stickels Situation verantwortlich. Doch schließlich bot sie eine Lösungssuche an. Außerdem machten die Besetzer geltend, daß Stickel immer wieder versucht habe, eine kleinere und damit billigere behindertengerechte Wohnung zu finden. Hübner wollte ihr Einlenken jedoch nicht als verbindlich verstanden wissen. Stickel erlitt gestern wegen der drohenden Zwangsrückweisung ins Heim einen psychischen Zusammenbruch. Peter Sennekamp

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