■ Querspalte: Bitte lächeln
Kennen Sie Janos Szabo, Ungarns neuen Verteidigungsminister? Nein? Macht nichts, die ungarischen Militärs offenbar auch nicht. Und so kam es, daß Szabo, der seit drei Wochen im Amt ist und der an einer Militärzeremonie teilnehmen wollte, neulich brüsk vor die Kasernentür gewiesen wurde. Nach dem Motto: Wer wollen Sie sein? Da kann ja jeder kommen. Nur, er war es. Um solchen Peinlichkeiten in Zukunft vorzubeugen, wurden jetzt auf Anordnung der Regierung Fotos des bis dato völlig Unbekannten landesweit an 385 Garnisionen verschickt.
Ob diese Aktion den Wiedererkennungseffekt befördert, lästige Nachfragen künftig überflüssig macht und ein unbeschadetes Vordringen in den militärischen Sperrbezirk garantiert, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht sollte Szabo seinen Blick über die Grenzen richten – nach Westen –, da, wo die Ungarn ja gar nicht schnell genug ankommen können. Als Vorbild böte sich Amtskollege Volker Rühe an. Der hat allerdings eher das Problem, daß die meisten Leute ihn kennen. Und er hat den Druck, Ende September wiedergewählt werden zu wollen. Zu dumm, daß die Naturgewalten nicht so recht mitspielen. Der große Auftritt Rühes mit seinen einsatzfreudigen Mannen auf den berstenden Oderdeichen fällt in diesem Jahr aus. Auch wenn sich die Verantwortlichen in der vorvergangenen Woche schon erwartungsfroh die Hände rieben, als die ersten Meldungen über Hochwasser in Polen aus den Tickern strömten. Nur gut, daß es da die Serben und Albaner gibt. Da ist Rühe natürlich dabei, an vorderster Front. Täglich stürzt sich der Minister aufs neue in aufreibende Wortgefechte. Nato-Einsatz ohne Mandat der Vereinten Nationen unbedingt oder vielleicht eher doch nicht? Denn eigentlich könne man die deutschen Jungs ja doch nicht so einfach auf den blutigen Schlachtfeldern des Balkans verheizen. Eine Schlagzeile über Rühes heldenhafte Einsätze, auch wenn nichts drinsteht, springt dabei immer raus. Und manchmal auch ein Foto. Barbara Oertel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen