■ Die Anderen: Die „New York Times“ warnt vor einem Wandel Washingtons gegenüber dem Irak / Der Züricher „Tages-Anzeiger“ kommentiert die US-Regierungserklärung zum Klimawandel / „Il Messaggero“ über den freien Fall der Börsenkurse
Die „New York Times“ warnt vor einem Wandel in der Politik Washingtons gegenüber dem Irak: Diese ersten Augusttage haben einen beunruhigenden Rückzug der Clinton-Regierung beim Thema Irak offenbart. Ohne viel Worte zu machen, scheint das Weiße Haus dabeizusein, seine sieben Jahre lang geübte Politik zu ändern und Saddam Hussein dem internationalen Griff entschlüpfen zu lassen, der ihn von der Entwicklung eines neuen Arsenals biologischer und chemischer Waffen abhalten sollte. Das wäre ein schwerer Fehler. Die Veränderung in Ton und Richtung war offensichtlich in der Woche, nachdem Hussein die Zusammenarbeit mit den UN-Inspektoren aufgekündigt und damit die einst mit UN- Generalsekretär Annan getroffene Vereinbarung gebrochen hat. Statt Hussein klarzumachen, daß sein Trotz diesmal ebensowenig akzeptiert werden kann wie damals und daß ihm, falls nötig, mit militärischer Macht begegnet werde, hat die Regierung seine Aufsässigkeit heruntergespielt. Annan hat seinerseits den UN-Sicherheitsrat gedrängt, das Inspektionssystem und die flankierenden Wirtschaftssanktionen zu überprüfen. Das ist genau die Art von Wechselspiel, die Hussein provozieren wollte.
Der Züricher „Tages-Anzeiger“ kommentiert die US-Regierungserklärung zum Klimawandel: Al Gore, US-Vizepräsident, sieht im diesjährigen Juli – mit der höchsten globalen Durchschnittstemperatur seit Meßbeginn – einen Hinweis auf den vom Menschen verursachten Klimawandel. Aber die Rekordhitze in Europa und den USA und die Überschwemmungen in China sollten uns zu keinem Kurzschluß verleiten: Diese Launen der Natur lassen sich nicht eindeutig der globalen Erwärmung zuschreiben. Trotzdem gewinnt die Hypothese eines Klimawandels laufend an Boden. Die Wissenschaftler empfehlen, jetzt die vorsorglichen Maßnahmen voranzutreiben. Deshalb ist die Erkärung aus Washington ein wichtiges Signal für unseren Planeten. Bisher haben die USA wirksame Maßnahmen für eine Senkung der Treibhausgasemission stets abgewehrt.
Die römische Zeitung „Il Messaggero“ prophezeit auch den europäischen Börsenkurse in naher Zukunft einen freien Fall: Wie ein gewaltiges Seebeben hat das asiatische Übel die Welt erwischt. Die Erschütterungen sind, wie immer in der letzten Zeit, von Japan ausgegangen. Die Finanzexperten in Europa blicken einerseits nach Japan, andererseits an die Wall Street. Noch meinen sie, jeder der beiden Börsenplätze sei in der Lage, den globalen Zusammenbruch zu verhindern. Es ist in der Tat in diesem Moment ganz deutlich zu erkennen, daß das Schicksal der Börsen auf dem Alten Kontinent durch einen doppelten Faden mit Tokio und New York verbunden ist. Und das ist keine gute Aussicht.
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