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■ VorschlagEntspannt Älterwerden: Afro Cuban All Stars im Tränenpalast

Während man sich schon manchmal leicht verzweifelt beim Älterwerden beobachtet, hofft man darauf, daß sich dann doch auch wenigstens langsam die freundlichen Nebenwirkungen dieser Entwicklung einstellen mögen. Eine gemütliche Souveränität, das Gefühl, nichts mehr verpassen zu können, eine gewisse Altersweisheit eben. All das also, was man in der Musik der Afro Cuban All Stars leise lächelnd hören kann. Und ebendas verbindet weit mehr, als Stilfragen zu trennen vermögen. Auf den Son genannten Latin-Jazz der altehrwürdigen Kubaner, seien es die All Stars oder der Buena Vista Social Club, einigt man sich gerne, wenn man sich nun doch endgültig von der Jugend abgenabelt ertappt meint. Da macht es kaum einen Unterschied, wo man seine Wurzeln wähnt, ob in Jazz, Punk, Country oder gar klassischer Musik.

Die Wiederentdeckung dieser alterslosen Musik verdankt man mal wieder Ry Cooder, der kaum noch Gitarre spielt, aber statt dessen als Heinz Sielmann der Musikethnologie vom Austerben bedrohte Musiken auf mediengerechte Weise zu retten versucht. Im Mittelpunkt der immer wieder gern kolportierten Ankedote, die am besten illustriert, wie es in Kuba selbst um den Son stand, steht Ruben González, Pianist der All Stars, der gar kein Klavier mehr besaß, als Cooder den längst Pensionierten in Havanna fand. Termiten hatten sein letztes Instrument auf dem Gewissen. Solch hübsche Geschichten haben dazu beigetragen, daß Cooder mit den drei CDs, die er mit kubanischen Musikern eingespielt hat, den Markt beherrscht.

Andere Veröffentlichungen, auch wenn sie von veritablen Legenden aufgenommen wurden, können von solchen Verkaufszahlen nur träumen. In Kuba werden die alten Herren immer noch nicht sonderlich beachtet, aber in Europa stillen sie ein offensichtlich erhebliches Defizit an Authentizität und retrospektiver Romantik. Auf den inzwischen recht klapprigen González, der erst unlängst auf Tour war, und einige andere, die auf der Platte glänzten, muß die aktuelle Inkarnation der All Stars allerdings verzichten. Aber es ist nicht anzunehmen, daß darunter die Qualität leiden wird, denn noch gibt es auf Kuba ausreichend instrumental versierte Herrschaften, auch wenn sie sich inzwischen vehement auf dreistellige Alterszahlen zuarbeiten. Thomas Winkler

Heute, 20 Uhr, Tempodrom, In den Zelten, Tiergarten

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