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Gemeißelte Gemüter

■ Apokalyptisch, kalt: Eine Hommage an Don Coscarelli und sein „Phantasm“-Sequel

Das Reich des Bösen ist für Außenstehende nur schwer zu fassen. Im Horror-Genre herrscht hinsichtlich der Kultivierung einzelner Filme, Regisseure oder Schauspieler eine ganz eigene Dynamik. Oder wissen Sie etwa, wer der „Tall Man“ ist? Eben. Klar, einen Halloween-Killer wie Michael Myers kennt jeder. Genauso wie Freddy Krueger, jenen Alptraum, der in unzähligen Nightmare On Elmstreet-Streifen gleich einer ganzen Jugendgeneration den Garaus macht. Doch tief drinnen im Reich des Phantastischen Films lauern noch ganz andere schwarze Helden, von denen das Gros der Fans gar nicht zu träumen wagt.

Wie eben jener „Tall Man“ aus der Okkult-Reihe Phantasm. Entsprungen ist dieser Unhold der Unterwelt der Weltuntergangs-Phantasie von Don Coscarelli, einem allgemein eher unbekannten Tausendsassa im Horror-Zirkus. 1978 entließ Coscarelli zum ersten Mal jenen großen Mann mit Namen Angus Scrimm, um ihn sein diabolisches Spiel um die Versklavung der Geister Verstorbener treiben zu lassen. Bislang versuchten Weltverderber Scrimm und seine naiv-idealistischen Gegenspieler Reggie und Mike in drei mehr oder weniger heftigen Teilen, die Schlacht um das Schicksal der Seelen für sich zu entscheiden. Scrimms Figur verbindet dabei die lüsterne Dominanz des frühen Christopher Lee mit dem „Maler Schalken“, einer Urgestalt des Bösen des irischen Romanciers Joseph Sheridan LeFanu. Kalt, apokalyptisch und scheinbar ohne einen Tropfen Blut im Leib – einzig mit dieser von jeder Ironie losgelösten Rolle hat sich Angus Scrimm über 20 Jahre unabdingbar in die Gemüter seiner Fans gemeißelt. Noch ist kein Ende abzusehen.

Am Sonntag werden wir im Cinemaxx sehen, ob die Welt im neuen und vierten Teil von Phantasm überlebt. Damit nicht genug: Pünktlich zur Jahrtausendwende plant Coscarelli gar seinen ultimativen Weltausklang.

Oliver Rohlf

Phantasm I, II + III: heute, 22.45 Uhr. Phantasm IV: Sonntag, 20.30 Uhr, Cinemaxx 3

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