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Yeah, Baby

■ Die speckigen Retro-Rocker Monster Magnet feiern echte Männlichkeit

Die US-Flagge brennt, die Sonnenbrille spiegelt, Dave Wyndorf gibt uns mit abgespreizten Fingern seiner grünlich leuchtenden Skeletthand den Satanisten-Gruß. Yeah, Baby. Der Sänger und Songwriter der speckigen Retro-Rocker Monster Magnet ist ein Populist. „I'm never gonna work another day in my life“, nölt er in „Powertrippin'“, dem Titellied seines neuen Albums, in dessen Booklet er von einem Thron herabschaut, umringt von leicht bekleideter Weiblichkeit. Anders gesagt: Wären Monster Magnet, seine Band, eine Partei, so könnte die APPD einpacken. Wie die Hamburger Totalverweigerer idealisiert Wyndorf das bedröhnte Nichtstun, doch während dieser Zustand bei den aufrechten Anarchisten auch das vollgekotzte Aufwachen im Rinnstein einschließt, verkauft Wyndorf den lässigen Proll inklusive Kingsize-Bett und wechselnden Sexualpartnerinnen.

In seiner Welt reiten die Cowboys noch auf Dinosauriern und ziehen Frauen einen mit der Keule über, um sie dann am Schopf hinterherzuschleifen. Das ist laut, das ist bunt, das ist lustig, das ist Monster Magnet. Oder besser gesagt: Das ist Monster Magnet auf dem Gipfel des Ruhms. Hätte der weitgehende Zusammenbruch des „Alternative Rock“ und die einhergehende Verwaisung von Hardrock nicht unendlich viel Raum für die New Yorker hinterlassen, würden sie wahrscheinlich immer noch an einer Steigerung zu ihrem unschlagbaren 33minütigen Pilzfresser-Epos Tab basteln, mit dem die damals noch unabhängige Gruppe 1991 alle Iron Butterfly-Geschädigten zurück in die 70er dröhnte. So aber stehen Monster Magnet mit ihrem episch ausformulierten und ebenso produzierten Retro-Rundumschlag allein auf weiter Headbanger-Flur, und Motherfucker Wyn-dorf, die schwarze Matte sauber gescheitelt, wacht über die Reinhaltung der Attitüde, während sich seine von einem ordentlichen Rocker-Bart bedeckte Oberlippe im beständigen Billy-Idol-Zustand befindet.

Daß sein hemmungsloser Stammtisch im patinabehafteten Grünspan tagt, ist ebenso folgerichtig wie die Investitionen in Sound, Pyrotechnik, Tänzerinnen und die schrittengsten Hosen seit Jim Morrison. Wyndorfs Botschaft an die Welt lautet: Wenn ihr echte Männer seid, dann kommt. Es wird euch an nichts fehlen. Holger in't Veld

Do, 27. August, Grünspan, 20 Uhr

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