: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Akte X – Der Film USA 1998, R: Rob Bowman, D: David Duchovny, Gillian Anderson
„Nein, wir verraten die Auflösung nicht! Das besorgt dieser Film schon selbst viel zu früh. Nach einer packenden halben Stunde ist der Zusammenhang zwischen mysteriösen Viren, Aliens und einer irdischen Verschwörung klar – danach reichen die Spannungsbögen nur noch von einer unwahrscheinlichen Situation zur nächsten. Rasant, gut fotografiert und gespielt, toller Soundtrack – aber im rasenden Actionfieber sind den Machern die Sinne für Logik geschwunden. Wie z.B. schafft es der überwachte und verfolgte Mulder, mal eben unbehelligt zu einer geheimen Station in der Antarktis vorzustoßen? Am (offenen) Ende wissen wir aber, daß wir keiner Regierung trauen sollten und daß Scully und Mulder einander wirklich und wahrhaftig lieben. Mehr Ungereimtheiten als jede Verschwörungstheorie – aber für Fans ein Muß!“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, CinemaxX, City, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del), Ziegelhofkino (Ol)
Arielle, die Meerjungfrau USA 1997, R: Ron Clements
„Zur Wiederaufführung spendierte Disney neue deutsche Synchronstimmen (u.a. Jan Josef Liefers) und neue Gesangsversionen. Erwischt hat's Ute Lempers Gesang. Das tut uns aber leid.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, Wallkino (Ol)
Armageddon USA 1998, R: Michael Bay, D: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Steve Buscemi
„Logik, selbst deren rudimentäre Reste, darf man von einem Film wie „Armageddon“ nicht erwarten. Es wäre vermessen, zu hinterfragen, warum die NASA einen verlotterten Trupp Ölbohrer zur Asteroiden-Abwehr in den Weltraum beordert und nicht etwa – man könnte ja auf die Idee kommen – ausgebildete Astronauten. Geschenkt. Hier zählt nur das Wesentliche: Macht kaputt, was euch kaputtmacht – und sicherheitshalber auch alles andere. Alles an diesem Film ist übertrieben und restlos aufgebläht. Die patriotischen Anwandlungen der klotzigen „Americana“ sind salbungsvoller als Bill Pullmans Rede in „Independence Day“, und die Love-Story zwischen Liv Tyler und Ben Affleck hätte auch den Beifall von Doris Day gefunden. Doch gerade im selbstironischen Spiel mit d7en Klischees des Genres entfaltet sich der subversive Witz des Macho-Spektakels: „Armageddon“ ist der erste Hollywood-Mainstream-Film der Neunziger, der gesund und unmoralisch gegen die Seuche der political correctness agitiert: Wenn die Menschheit schon draufgeht, dann bitte Frauen und Kinder zuerst.“ (Cinema) CinemaxX, Ufa-Palast, MUWI (Ol), Passage (Del)
B
The Big Hit USA 1998, R: Che-Kirk Wong, D: Mark Wahlberg, Christina Applegate
„Noch'n Hongkong-Regisseur in den USA! Nach John Woo, Ringo Lam und Tsui Hark gibt nun auch Che-Kirk Wong seinen Hollywood-Einstand. In Asien verdiente er sich Lorbeer mit dem Jackie-Chan-Film „Crime Story“. Wongs US-Debüt dürfte den Chan-Fans allerdings eher enttäuschen. Sie beginnt als Parodie auf Hardcore-Action à la Tarantino/Woo und endet als Klamotte mit schlechtem Timing, schalen Pointen und einer aufgesetzten Romanze. Sollte der Hongkong-Schuster lieber bei seinem Action-Leisten bleiben?“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter
C
Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noethen, Kai Wiesinger
Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City
Cop Land USA 1997, R: James Mangold, D: Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel
„Ja, ich weiß: Kein auch nur halbwegs geschmacksicherer Kinogänger tut sich einen Film mit Sylvester Stallone an. Die Frage, ob er überhaupt ein Schauspieler ist, oder nur ein muskelstrotzender Selbstdarsteller, beantwortete sich bisher in seinen Filmen von selber, doch nun ist es ihm gelungen, alle zu verblüffen. Denn in „Cop Land“ spielt er einen fetten, ziemlich tumben Kleinstadtsheriff, der in eine Sache gerät, die eindeutig ein paar Nummern zu groß für ihn ist. Und wenn er am Schluß dann doch zu seinen Pistolen greift, hat er dabei nichts mehr von seiner penetranten Action-Helden-Pose. Und zu aller Überraschung gelingt es Stallone, seinen Anti-Helden so intensiv und uneitel zu spielen, daß er Harvey Keitel und Robert de Niro nicht nur eine, sondern alle Szenen stiehlt. Dazu hat er sich, wie einst De Niro in „Raging Bull“, eine beachtliche Wampe angefressen, so daß „Cop Land“ inzwischen auch unter dem inoffiziellen Titel „Fat Man Walking“ läuft. (hip) Europa
D
Dark City USA 1997, R: Alex Proyas, D: Rufus Sewell, William Hurt, Kiefer Sutherland
„John Murdoch wacht neben einer Frauenleiche auf. Da er im Schlaf sein Gedächtnis verloren hat, weiß er nicht, ob er der Mörder ist. Auf der Suche nach der eigenen Identität kommt er fahlhäutigen Gesellen auf die Spur, die die Menschen ihrer Erinnerungen berauben. Nur Licht könnte sie vertreiben. Doch nach „Dark City“ dringt niemals ein Sonnenstrahl vor. Nachdem sein Regiedebüt „Die Krähe“, das Brandon Lee sein Leben kostete, in die Annalen einging, darf Proyas diesmal unbelastet von sensationsgeilen Spekulationen beweisen, welch elegisch-melancholisches Sci-fi-Paranoia-Kino er zu inszenieren vermag.“ (tip) City
E
Easy Rider USA 1969, R: Dennis Hopper, D: Dennis Hopper, Peter Fonda, Jack Nicholson
„Die sentimentale Paranoia des Films entsprach offensichtlich den Vorstellungen einer riesigen jugendlichen Fangemeinde. In den später Sechzigern war es cool zu glauben, man könne nicht gewinnen und daß alles manipuliert und hoffnungslos war. Die Landschaften hatten blendende Formen; die überwältigende Musik von Jimi Hendrix und Gruppen wie The Band und The Byrds gaben den schleppenden Sequenzen einen Puls; und Peter Fonda mit seiner Miene von heiliger noblesse obligé starb für die Sünden Amerikas. Der Film wurde zu einer rituellen Erfahrung. (Pauline Kael) CinemaxX
F
Freeze USA 1997, R: Ole Bornedal, D: Ewan McGregor, Nick Nolte, Patricia Arquette
„Der Däne Bornedal hat in Hollywood ein fast originalgetreues Remake seines eigenen Horrorfilms „Nightwatch“ gedreht. Offenbar kann man dem US-Publikum nicht zumuten, einen dänischen Film zu gucken. Mit vertrauten Gesichtern wie Ewan McGregor, Patricia Arquette und Nick Nolte bietet „Freeze“ spannende Standardunterhaltung. Höhepunkt dieses Slash-Thrillers ist zweifellos Nick Nolte, in dessen zerfurchtes Gesicht langsam der Wahnsinnn einkehrt und der dem Film zumindest stellenweise die nötige Abgründigkeit verleiht.“ (tip) City
Freundinnen und andere Monster Deutschland 1998, R: Mika Kallwass, D: Wolke Hegenbarth, Ivonne Schönherr
„Kinder können grausam sein, besonders in diesem bestimmten Alter; Stichwort: Pubertät. Leider wirkt der Versuch erwachsener Filmemacher, Jugendkultur und Jugendsprache zu erfassen, oft steif und aufgesetzt. Daher haben die Drehbuchautoren die Kids selbst gefragt. Ob Regisseurin Mika Kallwass das getroffen hat, was ihre Girlie-Komödie der nächsten „Bravo“-Generation sagen will, muß die Zielgruppe im Kino schon selbst entscheiden. „Freundinnen...“ hat streckenweise durchaus Tempo und Witz, auch wenn mancher Dialog aus „Verbotene Liebe“ entliehen scheint, und das Ganze manchmal wie ein Update der „Lümmel von der ersten Bank“ wirkt.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter
G
Gadjo Dilo Frankreich 1997, R: Tony Gatlif, D: Romain Duris, Rona Hartner, Izidor Serban
„Ein junger Fremder zieht zu Fuß durchs tiefverschneite Rumänien. Eines Nachts betrinkt er sich mit einem alten Roma, der ihn in sein Dorf mitnimmt. Dort wird der Fremde, der weder Sprache noch Sitten der Roma kennt, langsam heimisch, begeistert sich für ihre Lieder und findet die Frau seines Lebens. Eine aufwendige Handlung ist dem Roma-Filmemacher Tony Gatlif schnuppe. Er will Augenblicke zeigen, die er dem Leben abgeknöpft hat. Gatlif hat einen Hauptpart mit einem alten Laien aus Transsylvanien namens Izidor besetzt, der immer wieder den Erzählfluß sprengt: Gefällt ihm eine Szene, bleibt Gatlif dran. „Gadjo dilo“ kommt daher wie Izidors Geigengeschrammel: voll falscher Noten und gerade darum genau richtig.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)
Der Geschmack der Kirsche Iran 1997, R: Abbas Kiaorstami, D: Homayoun Ershadi / Originalfassung mit Untertiteln
„Auf einem Schotterweg arbeitet sich ein Jeep durch eine leere Landschaft. Inmitten der Einöde hat sich der Fahrer ein Loch gegraben und sucht jetzt seinen Leichengräber. Wie auch die Landschaft, so bringt auch er nicht den Ballast einer Geschichte mit. Von jeder Vergangenheit befreit, kann der Film sein Thema an und für sich behandeln. Um vom Leben zu erzählen, nimmt Abba Kiarostami den Weg über den Tod. „Der Geschmack der Kirsche“ ist kühner Essay und sinnliche Hymne auf das Leben, philosophisches Roadmovie mit sokratischen Diskursen. „Der Geschmack der Kirsche“ ist auch Musik, eine Fuge, die sich unmerklich von Moll in Dur bewegt. Wiederholung und Variation – mit den wechselnden Beifahrern kommt jedesmal eine neue Strophe in den Wagen. (tip) Cinema
Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams
„Ein 20jähriges Mathematikgenie findet, mit neuen Freunden und neuen Erfahrungen konfrontiert, seinen Platz in der Gesellschaft. Ein Schauspielerfilm par excellence, der seine delikate Balance am Schluß leider zerstört, weil er überdeutlich auf die Seelenverwandtschaft seiner beiden Hauptfiguren hinweist.“ (tip) UT-Kinocenter
H
Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley
Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren.“ (hip) Atelier
Heroic Trio Hongkong 1993, R: Ching Siu Tung, D: Michelle Yeoh, Anita Mui, Maggie Cheung / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Eine mit magischen Kräften kämpfende Kidnapperin verschleppt im Auftrag eines dämonischen Eunuchen Babys, bis sie von zwei Superheldinnenn zur Räson gebracht wird, um gemeinsam das Böse zu besiegen. Ein Fantasy-Krimi mit hanebüchener Handlung und Trash-Appeal, der extrem unterhält – mit grotesken Gewaltexzessen, atemberaubenden Kung-Fu-Duellen und aberwitzigen Actionszenen. Nichts für zartbesaitete Cineasten.“ (tip) Kino 46
I
Ihre Majestät Mrs. Brown Großbritannien 1997, R: John Madden, D: Judi Dench, Billy Connolly
„Es war einmal eine Königin, die war nach dem Tod ihres geliebten Prinzen schon seit vielen Jahren so traurig, daß sie sich immer mehr vor ihrem Volk versteckte. Bis eines Tages ein einfacher Stallbursche auftauchte. Der bot der Monarchin sein Pony und seine Freundschaft an. Und so fand die Königin wieder Freude am Leben und herrschte noch viele Jahre. Kein Märchen, sondern die wahre Geschichte der Queen Victoria. Nach dem Tod von Prince Albert fiel sie anno 1864 in tiefe Depressionen – und das Königreich drohte auseinanderzufallen. Erst durch die Begegnung mit dem ruppigen aber herzensguten Stallknecht John Brown bekam die Lady wieder Lust am Leben. Judi Dench, bislang durch kauzige Nebenrollen a la „Zimmer mit Aussicht“ bekannt, spielt die Königin der Traurigkeit mit Bravour. Während andere Kostümfilme oft selbstverliebt mit ihrer Ausstattung hausieren gehen und in prunkvollen Bildertableaus steckenbleiben, sorgt hier eine geschickte Dramaturgie für durchaus kurzweilige Unterhaltung.“ (Dieter Osswald) Atlantis
Immer noch ein seltsames Paar USA 1998, R: Howard Deutch, D: Jack Lemmon, Walter Matthau
„Bei den „Blues Brothers“ hat es 18 Jahre gedauert, bei „Klapperschlange“ Snake Plissken 15 Jahre. Doch während wir auf das Wiedersehen mit diesen Helden der Vergangenheit lieber verzichtet hätten, ist gegen ein Treffen mit Oscar und Felix fast 30 Jahre nach „Ein seltsames Paar“ nichts einzuwenden – zumal, wenn es so witzig ist wie hier. Siebzehn Jahre lang haben sich Oscar (Walter Matthau) und Felix (Jack Lemmon) nicht gesehen und sind ganz gut damit gefahren. Doch jetzt heiraten ausgerechnet Oscars Sohn und Felix' Tochter. Also reist das streitlustige Paar zur Hochzeit nach Kalifornien – und natürlich geht alles schief! Das Drehbuch schrieb „Odd Couple“-Vater Neil Simon seinen beiden rüstigen Alten auf den Leib. (TV-Spielfilm) UFA-Palast
Im Zwielicht USA 1997, R: Robert Benton, D: Paul Newman, Gene Hackman, Susan Sarandon, James Garner
„Wenn ein Regie-Veteran mit Schauspieler-Veteranen einen Krimi inszeniert, wird das erwartungsgemäß eher feinsinniges Kammerspiel als wilde „Pulp Fiction“. „Kramer gegen Kramer“-Macher Robert Benton engagierte „Old Blue Eye“ Paul Newman, Haudegen Gene Hackman, Knautschgesicht James Garner sowie Susan Sarandon, die hier als alternde Film-Diva mit geheimnisvollem Vorleben auftritt. Die altgedienten Akteure spielen sich in diesem routinierten Film noir gelassen und souverän die Bälle zu.“ City
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann.“ (Der Spiegel) Cinema
K
Die kleine Hexe CSSR/Deutschland 1983, R: Zdenek Smetana
„Eine erst 127 Jahre „junge“ Hexe, der kaum ein Zauber gelingt, wünscht sich sehnlichst, in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg tanzen zu dürfen, was ihr auch ermöglicht wird, obwohl sie eine andere Vorstellung von „Hexerei“ hat als der Hexenrat. Ansprechender Zeichentrickfilm nach dem Kinderbuch von Ottfried Preussler, der trotz einiger Ausrutscher und einer nur bedingt für das Kino gedachten Gestaltung eine amüsant-lehrreiche Bedeutungsebene des Wortes „gut“ bietet. (Lexikon des internationalen Films) Gondel, MUWI (Ol)
L
Lethal Weapon 4 USA 1998, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Danny Glover, Joe Pesci, Rene Russo
„Zu den großen Künsten Hollywoods gehört es, einen Kinohit erfolgreich und spannend fortzusetzen. Meister in diesem Metier sind die Produzenten der Action-Filmreihe „Lethal Weapon“: Bereits zum vierten Mal jagt das Polizisten-Duo Mel Gibson und Danny Glover durch Los Angeles; mitlerweile lieben und zanken sich die beiden wie ein altes Ehepaar, sinnieren über Kinder, Enkel und vor allem darüber, daß sie für ihren Job sowieso viel zu alt seien. Trotzdem arbeiten sie sich immer wieder wacker durch allerlei Kugelhagel und andere lebensbedrohliche Vorkommnisse, bis sie eine chinesische Großfamilie vor den Mächten der Finsternis gerettet haben. Ein Bösewicht bleibt dabei besonders im Gedächtnis: Jet Li, ein junger Action-Star aus Hongkong. Aber um den für eine weitere Fortsetzung wiederauferstehen zu lassen, müßten sich die Drehbuchautoren schon etwas ganz besonderes einfallen lassen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wallkino (Ol)
Lola rennt Deutschland 1998, R: Tom Tykwer, D: Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Joachim Krol
„Selten war ein Filmtitel passender: Der Name von Tom Tykwers neuem Ganovenstück ist Programm. Denn Lola hat ziemlich genau zwanzig Minuten Zeit, ihren Freund Manni davon abzuhalten, mächtig Scheiße zu bauen. 100.000 Mark muß er um zwölf Uhr Gangsterboß Ronnie übergeben, doch Mannie läßt die Plastiktüte mit dem Geld in der U-Bahn liegen. In seiner Verzweiflung will er einen Supermarkt überfallen, aber Lola fleht ihn an zu warten: „Mir fällt doch immer was ein!“ und sie rennt los, quer durch Berlin. Mehr darf man gar nicht verraten, ohne zum Spielverderber zu werden. Eines verrät der Film aber sehr bald: daß Tom Tykwer („Winterschläfer“) zur Zeit einer der innovativsten und mutigsten deutschen Filmemacher ist. Ähnlich wie z.B. ein Oliver Stone nutzt er alle Möglichkeiten des Mediums, mischt Zeichentrick und Handkamera, wilde Schnitte und sogar Polaroids zu einem atemberaubenden Genremix. Die Besetzung ist ein einziger Glücksgriff, die Musik (u.a. von Ex-“Spliff“-er Reinhold Heil) ein Hit.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, UFA-Palast, Passage (Del), Casablanca (Ol)
M
Das magische Schwert USA 1998, R: Frederick du Chau
„Nach dem nicht so richtig erfolgreichen Versuch der Fox-Studios, dem Marktführer Disney mit ,Anastasia' Konkurrenz zu machen, versucht nun also Warner Bros. – Heimat von Tricklegenden wie Bugs Bunny und Daffy Duck –, in die ,Domäne Disney' einzubrechen. Das auf der Artussage basierende Trickmärchen mit feministischem Touch und zielgruppengerechten Songs (auf deutsch gesungen von Nena und Hartmut „Pur“ Engler, im Original von Celine Dion, „The Corrs“ und Andrea Bocelli) ist ein harmloser Familienspaß ohne große Überraschungen, der zeichnerisch aber ein wenig enttäuscht. Nett, gediegen und nur dann so richtig witzig, wenn ein ständig mit sich selbst streitender Drache mit den Stimmen der einstigen „Doofen“ Wigald Boning und Olli Dittrich plappert.“ (TV-Spielfilm) Schauburg
Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit Deutschland 1998, R: Marc Rothemund, D: Christoph Waltz, Ann-Kathrin Kramer, Oliver Korittke
„Ein Tag und eine Nacht im Leben von einem Dutzend Münchnerinnen, die uns der Titel allen Ernstes als „Großstädter“ verkaufen will. Nach vielen an den Haaren herbeigezogenen Turbulenzen und Verwechslungen gibt es am Ende vier frisch verliebte Pärchen, eine neue Frauenfreundschaft, einen abgeblitzten Schwulen und einen toten Schriftsteller. Den frivolen Höhepunkt markiert geklaute Reizwäsche. Freudloser, aber betriebsamer Frohsinn ganz in der Tradition von Heinz Rühmann und Marika Röck.“ (tip) CinemaxX, Casablanca
Mit aller Macht USA 1998, R: Mike Nichols, D: John Travolta, Emma Thompson
„Mike Nichols und Elaine Mays Adaption des Bestsellers von Joe Klein schnurrt recht gefällig dahin und schafft es auf die Dauer sogar, eine traurige, nachdenkenswerte Geschichte zu weben. John Travolta geht sanft mit seiner Imitation von Clinton hausieren, und Emma Thompson wirkt überzeugend als seine kühle, politisch ehrgeizige Frau. Obwohl Mays Buch keine politische Tiefe hat, liefert Nichols hier große, freche Hollywood-Konfektionsware, die das Publikum entläßt mit noch mehr „Clintonia“, über die man plaudern kann.“ (New Yorker) Europa
Mit Schirm, Charme und Melone USA 1998, R: Jeremiah Chechik, D: Ralph Fiennes, Uma Thurman, Sean Connery
„Der Film wirkt etwa so verlockend wie ein Zement-Soufflé. Von den aufgeregten Anfangstiteln bis zum Abspann bringt er soviel Vergnügen, wie wenn man in einem Pub von plappernden Betrunkenen eingekesselt ist, die versuchen, einem einen surrealen Witz zu erzählen. Die konfuse Geschichte läßt Steed (Fiennes) und Peel (Thurman) gegen einen größenwahnsinnigen Meterologen (Connery) antreten, der versucht, die Welt zu erpressen, indem er das Wetter kontrolliert. Er lebt in einem Palast und hat ein riesiges unterirdisches Hauptquartier, beschäftigt aber nur ein halbes Dutzend Handlanger. Dies mag erklären, warum er selber seine Haustür öffnen muß und warum seine Widersacher so einfach in sein Reich eindringen und seinen Klauen entrinnen können. All dies würde gar nicht stören, wenn der Film witzige Dialoge, imaginative Action-Szenen oder echten Stil hätte, aber das Niveau der Pointen übersteigt nie Connerys Spitze: „John Steed – ein Name wie ein Pferdearsch“. Mit Melone und Anzug schaut Fiennes ständig so unbequem aus der Wäsche wie der Präsident einer nordirischen Protestantenvereinigung, der sich in voller Montur in eine Sitzung der Sinn Fein wiederfindet, während Uma Thurman immer an der Kamera vorbei zu schielen scheint, auf der Suche nach dem beruhigenden Lächeln ihrer englischen Akzent-Trainerin. Connery plappert so dahin, offensichtlich von den obszönen Zweideutigkeiten beschämt, die ihn seine 007-Lizenz gekostet haben würden.“ (The Observer) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wallkino (Ol), Gloria (Del)
P
Paulie – Ein Plappermaul macht seinen Weg USA 1998, R: John Roberts, D: Tony Shalhoub, Gena Rowlands, Cheech
„Mäuse, die Kammerjäger terminieren, Hunde, die Basketball spielen – und jetzt auch noch ein sprechender Papagei! Nicht abwinken: Paulie kann nicht nur nachplappern und eingeübte Sätze nachspulen, sondern intellektuell geformte Gedanken sinnvoll in Worte fassen, zielgerichtete Sprechakte ausführen, eben richtig reden. Bevor sich alles zum guten Ende findet, erfahren wir so einiges über die Menschen, die Dinge des Lebens und über die Treue eines Papageis. Etwas wortlastig das ganze, aber insgesamt doch mit der richtigen Mischung aus Gefühl, Witz und Animatronic professionell angerührt. Ein leicht nachdenklicher Sommerspaß für Kids ab acht.“ (Zitty) CinemaxX
Pippi im Taka-Tuka-Land Deutschland/Schweden 1969, R: Olle Hellbom, D: Inger Nielson, Maria Persson, Pär Sundberg
„Pippi befreit mit ihren beiden Freunden den von Seeräubern gefangengehaltenen Vater und bekommt einen großen Schatz zur Belohnung. Dritter Film nach den Kinderbüchern von Astrid Lindgren: heiter-abenteuerlich auf unterhaltsame Effekte bedacht.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast, Wallkino (Ol)
S
Scharfe Täuschung USA 1997, R: Jonas & Joshua Pate, D: Tim Roth, Chris Penn, Rosanna Arquette
„Mit jungen Filmemachern ist es immer dasselbe: Entweder produzieren sie nur graue Konvention oder sie versuchen alle filmsprachlichen Mittel, die in 103 Jahren entwickelt wurden, in ihren ersten Werken unterzubringen. So auch die US-Zwillinge Jonas und Joshua Pate, die hier gemeinsam für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnen: Zwischentitel, Schriftinserts, geteilte Leinwand, Detailaufnahmen, 360 Grad-Schwenks, verkanntete Kamera, Traumsequenzen, Rückblenden, Doppelbelichtungen, Cinemaskope, Topshots – sie haben kaum etwas ausgelassen. Sehr bald begreift man, daß die aufgeblasene Form die Dialoglastigkeit des Thrillerleins kaschieren soll: Die meiste Zeit verbringen nämlich zwei Vernehmungsbeamte und ein hochintelligenter, psychologisch geschulter reicher Schnösel unter Mordverdacht zusammen in einem Raum, wobei zum dauernden Dräuen auf der Tonspur nach und nach die Abgründe der Psyche enthüllt werden. Doch auch die nette Schlußpointe macht nicht wett, daß die Ambitionen statt für ein Feuerwerk der Formen lieber auf eine originellere Geschichte hätten verwendet werden sollen.“ (Zitty) Filmstudio
Sehr verdächtig USA 1998, R: Pat Proft, D: Leslie Nielsen, Richard Crenna, Kelly LeBrock, Michael York
"Na, fleißig Filme gesehen in den letzen Jahren? Hoffentlich, denn will man sich über diese Filmparodie richtig amüsieren, dann sollte man tunlichst die meisten der hier veralberten Filme kennen. Sonst ist das Vergnügen eher eingeschränkt. Star-Geiger Ryan Harrison (Leslie Nielsen) steht unter Verdacht, den Millionär Hibbing Goodhue (Michael York) umgebracht zu haben. Tatsächlich aber war der Täter ein einarmiger, einbeiniger, einäugiger Killer, angeheuert von Goodhues betörender Ehefrau. Auf der Flucht vor US-Marshall Fergus Falls muß Harrison seine Unschuld beweisen. Eine fast unmögliche Mission! Trotz einiger gelungener Gags ist eines überdeutlich: Das Genre der Filmparodien ist ausgereizt und inzwischen selbst schon reif für die Parodie!“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, Wallkino (Ol)
Stadt der Engel USA 1998, R: Brad Silberling, D: Nicolas Cage, Meg Ryan
„Cage spielt im Liebesdrama „Stadt der Engel“ einen großäugigen Außerirdischen im wallenden schwarzen Mantel, der die gerade Gestorbenen auf ihrem Weg in den Himmel begleitet. Dabei trifft der Todesengel eine junge Chirurgin (Meg Ryan), die nicht verkraftet, daß manche ihrer Patienten sterben. Der Bote des Jenseits verliebt sich in die rationale Ärztin. Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist so stark, daß er beschließt, seine Unsterblichkeit aufzugeben, um mit ihr zu leben. Als Vorlage zu diesem kraftvollen Schmalzwalzer diente, kaum zu glauben, Wim Wenders' meditativer „Himmel über Berlin“ von 1987. Von der transzendentalen Vertracktheit des Originals ist kaum noch etwas zu merken, aber Nicolas Cage liefert als Engel alles an zartfühlender und sexy Empathie, was das Herz der Frau von heute begehrt. Der Film war ein Überraschungserfolg in den USA: 76 Millionen Dollar hat er bisher eingespielt.“ (Der Spiegel) Schauburg, UT-Kino, CinemaxX, Ziegelhofkino (Ol)
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Taxi Frankreich 1998, R: Gerard Pires, D: Samy Nacri, Frederic Diefenthal
Es ist kaum zu glauben, daß das Drehbuch dieser dümmlichen Klamotte von dem renomierten Regisseur Luc Besson (“Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“) stammt. Ein geschwindigkeitsüchtiger Taxifahrer und ein tumber Polizist werden langsam die besten Freunde und lassen dabei hunderte von Autowracks hinter sich. Genießen können den Film nur all die infantilen Autobesitzer, die sich gerne 85 Minuten lang ansehen, wie jemand auf der Leinwand ungestraft ständig alle Verkehrsregeln verletzt. Dazu werden dann noch die anti-deutschen Resentiments bedient, denn die bösen Bankräuber sind schlimmste Klischee-Teutonen und natürlich Mercedes-Fahrer. Pikant daran ist, daß Hauptdarsteller und Autoraser Samy Nacri offensichtlich nur deswegen die Rolle bekommen hat, weil sein markantes Profil dem von Michael Schumacher verdächtig ähnlich sieht. (hip) City, CinemaxX, Passage (Del), Wallkino (Ol)
Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet
„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen – im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story.“ (epd-Film) CinemaxX
U
Urga Frankreich/UdSSR 1991, R: Nikita Michalkow, D: Bedema, Bayertu, Wladimir Gostjuchin
„Nach einer Autopanne in der Steppenlandschaft der inneren Mongolei findet ein russischer Straßenarbeiter Unterschlupf bei einer Schafzücher-Familie. Es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zu seinen Gastgebern, deren familiärer Friede durch die Geburten-Quote der Bürokratie auf die Probe gestellt wird. Humorvoll und mit überwältigenden Landschaftsaufnahmen inszenierter Film, der sein Plädoyer gegen kulturellen Zentralismus und Naturzerstörung unaufdringlich mit einer packenden Kinogeschichte verbindet.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46
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Verborgenes Feuer USA 1998, R: William Nicholson, D: Sophie Marceau, Stephen Dillane, Dominique Belcourt
„Das Thema Leihmutterschaft mag aktuell sein, und am Anfang dieses historischen Dramas scheint es durchaus um die modernen Bezüge der Geschichte zu gehen: Die Schweizer Gouvernante (Sophie Marceau) zieht im Haus des britischen Aristokraten (Stephen Dillane) offiziell als Hauslehrerin ihre eigene, mittlerweile siebenjährige Tochter auf. Was als Anklage gegen Standesdünkel, als Zwiespalt der Gefühle und langsame Annäherung zwischen Mutter und Tochter beginnt, wird dann jedoch immer vorhersehbarer und entsprechend fader.“ (tip) City
W
Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman
„Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Polit-Satire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis aufs Detail genau wirkt „Wag the Dog“ wie ein komisch überhöhter Kommentar auf aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder mußten die Filmemacher betonen, daß der Film schon längst fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit („Independence Day“), Actionheld („Air Force One“), Mörder („Absolute Power“) und Trottel (diverse) zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. (hip) Schauburg
Wenn der Postmann gar nicht klingelt Norwegen 1996, R: Pal Sletaune, D: Robert Skaestad, Andrine Saether
„Roy ist der Prototyp des norwegischen Postbeamten. Das Briefgeheimnis existiert für ihn nicht, und wenn er keine Lust zum Lesen hat, wirft er die postalische Last einfach unter eine Eisenbahnbrücke. Erst eine Frau reißt ihn aus dem täglichen Einerlei und in neue Indiskretionen. Roy dringt in das Leben der schwerhörigen Line ein. Pal Sletaune inszenierte die Milieustudie in den fiesesten Vierteln Oslos. Und so heruntergekommen wie die Häuser sind auch die Protagonisten. Aber der Film ist nicht nur eklig realistisch, sondern auch ziemlich lustig.“ (tip) Cinema
Wer mich liebt, nimmt den Zug Frankreich 1998, R: Patrice Chéreau, D: Pascal Greggory, Valeria Bruni-Tedeschi, Jean-Louis Trintignant
„Wer mich liebt, nimmt den Zug“, hat der berühmte Maler Emmerich vor seinem Tod in Paris verfügt, als er sich wünschte, in seiner Heimat Limoges begraben zu werden. So besteigt ein Trupp von Freunden, Schülern, Geliebten, Agenten und Parasiten die Bahn: Rasch kochen unterwegs alte Rivalitäten hoch, und auf dem Friedhof in Limoges stößt die Bohème dramatisch mit dem spießigen Emmerich-Clan zusammen. Der französische Theatermacher Patrice Chéreau hat aus dem Reisestoff ein Psychodrama gemacht, das, endlich mal wieder, den Schoß der Familie als wahre Hölle auf Erden zeigt.“ (Der Spiegel) Gondel
Wild Things USA 1998, R: John McNaughton, D: Matt Dillon, Neve Campbell
„John McNaughtons Film beginnt wie eine High School-Komödie: Der Lehrer Sam (Matt Dillon) wird von seinem Schülern umschwärmt; die Mädchen besuchen in sogar nach dem Unterricht zuhause und wollen unbedingt sein Auto waschen. Im nassen T-Shirt bieten sie ihm dann weitere Dienste an. Dillon galt jahrelang als einer der erfolgreichsten Milchbubis des US-Kinos, mit 34 wird er aber langsam zu alt für diese Rolle. So ist es nur konsequent, daß er jetzt den Lehrer mimt. Allerdings ist aus ihm kein Saubermann geworden: Sam zeigt sich den Avancen seiner Schülerinnen (Neve Campbell, Denis Richards) nicht abgeneigt, kann sich aber nicht so recht entscheiden, und treibt es deshalb mit beiden, bisweilen sogar gleichzeitig. „Wild Things“ entwickelt sich zu einem schwülen Erotikthriller, aufregender zwar als ein deutscher Schulmädchen-Report – als „wilde Sache“ aber dürfte er wohl nur im prüden Amerika angesehen werden.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Ziegelhofkino (Ol)
Wings of the Dove Großbritannien 1997, R: Iain Softley, D: Helena Bonham Carter, Linus Roache, Alison Elliott
„Henry James schreibt einen großen Roman, „Die Flügel der Taube“, worin eine unermeßlich reiche, aber von einer tödlichen Krankheit bedrohte Amerikanerin zwei intriganten jungen Leuten beinahe zum Opfer fällt“ – so die lakonische Notiz von Rolf Vollmann in seinem Roman-Verführer „Die wunderbaren Falschmünzer“. Nach „Portrait of a Lady“ und „Washington Square“ ist dies in letzter Zeit schon die dritte Adaption eines Romans von James. „Es geht zuviel vor hinter diesen hübschen Augenwimpern“, urteilt jemand zu Beginn des Films über die in einem faustischen Pakt verstrickte Kate, und Helena Bonham Carter spielt sie so ambivalent, lebensgierig und intensiv, daß man durch sie schnell in die Geschichte hineingezogen wird: sie fasziniert, ist zugleich abstoßend und anrührend und trägt als Antiheldin den Film. Dies ist um so erstaunlicher, weil Helena Bonham Carter bisher meist in den Kostümschinken von James Ivory ("Zimmer mit Aussicht“, „Howard's End“) als puppenhafte Schönheit langweilte und man ihr wirkliches schauspielerisches Talent nie so recht zutraute. Mit vielen wunderschön fotografierten venezianischen Stadtansichten und luxuriös ausgestatteten Herrenhäusern in London schmeichtelt Softley (ganz seinem Namen gemäß) den Augen, aber er inszeniert sehr interessant gegen die Konventionen des Kostümfilms und vermeidet so das allzu gefällige Kunstgewerbe, das in diesem Genre vorherrscht. (hip) UT-Kinocenter, UFA-Palast
Wolfsblut USA 1990, R: Randal Kleiser, D: Klaus Maria Brandauer, Ethan Hawke, Seymour Cassel
„Auf der Suche nach der Goldmine seines verstorbenen Vaters freundet sich ein Halbwüchsiger im eisigen Winter Alaskas mit einem verwaisten jungen Wolf an. Eine Disney-Produktion, die Jack Londons Roman auf die Dimension eines Kinderfilms vor pseudo-realistischem Hintergrund reduziert. Auch von der Machart her reicht es nur zu einem mäßig fesselnden Abenteuer vor imposanter Naturkulisse.“ (Lexikon des internationalen Films) Atlantis
Z
Die Zeitritter Frankreich 1998, R: Jean-Marie Poire, D: Jean Reno, Claude Clavier
„Wie schon im ersten Teil „Die Besucher“ werden Ritter Godefroy und sein Knappe durch einen Zaubertrank vom Mittelalter in die Gegenwart gebeamt. Auf der Suche nach einer Reliquie, dem heiligen Zahn der seligen Rolande, legt man das Anwesen einer piekfeinen französischen Aristokratenfamilie in Schutt und Asche. Gleichzeitig bringen ein paar arme Teufel aus der Gegenwart das Mittelalter durcheinander. Bei der Synchronisation gab man sich diesmal wirklich Mühe. Ansonsten bedarf es schon einer satten Vorliebe fürs Grobschlächtige, um den Kuddelmuddel zu genießen.“ (tip) UT-Kinocenter
Zugvögel ... einmal nach Inari Deutschland 1997, R: Peter Lichtefeld, D: Joachim Krol, Outi Mäenpää, Peter Lohmeyer
„Ein anrührendes, unterhaltsames Road- oder vielmehr Railroad-Movie. Leichthändig verschränkt sind hier eine Liebesgeschichte, zwei Kriminalhandlungen und eine einfache Fortbewegung. Hannes, Aushilfsfahrer, hat Sonderurlaub genommen, um in Nordlappland an der Europameisterschaft der Fahrplanexperten teilzunehmen: Fahrpläne sind sein Hobby und seine Leidenschaft. Aber daheim in Dortmund ist Hannes' Chef ermordet worden, und alle Indizien deuten auf ihn als Täter. Wie in Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ bangt man mit dem unschuldigen Helden, der sich, ohne es zu wissen, auf der Flucht befindet und nur dank naiver Gefühlsaktionen und schicksalsmäßiger Fügungen den Verfolgern immer gerade knapp entkommt. Der Weg ist das Ziel – Züge, Fähren und freundliche Finnen mischen mit.“ (epd-film) Europa, Casablanca (Ol)
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