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AnalyseRaketen statt Reis

■ Nord-Koreas Führung exportiert Waffen, und die Bevölkerung hungert

Mit einem Raketenknall hat sich Nord-Korea im asiatischen Rüstungswettlauf zurückgemeldet. Am Montag schoß Pjöngjang eine neue zweistufige Mittelstreckenrakete des Typs „Taepo Dong 1“ über die japanische Hauptinsel Honshu hinaus in den Pazifik. Den Japanern fuhr der Schreck vor der neuen Waffe mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern tief in die Knochen. Genauso den Süd-Koreanern, den Russen und den Chinesen. Über Nacht hat das Regime in Pjöngjang eine mächtige Waffe in die Hand bekommen, mit der es jede Großstadt in Süd-Korea, Japan und China bis hinunter nach Hongkong angreifen kann.

Bedrohlich ist die Entwicklung der neuen Rakete besonders deshalb, weil Nord-Korea über ein Arsenal an chemischen Waffen verfügt, mit denen es Raketensprengköpfe bestücken könnte. Militärexperten gehen gar davon aus, daß die Militärs in Nord-Korea bereits genügend spaltbares Plutonium besitzen, um einen oder zwei Atomsprengköpfe abzuschießen. Ein Horrorszenario für die Nachbarn des stalinistischen Staates, dessen politische Führung immer unberechenbarer wird. Die Folgen dieses Raketentests sind voraussehbar. Der ohnehin aggressiv geführte Rüstungswettlauf in Asien wird nun noch beschleunigt.

Welche Interessen hat Nord-Korea, das nach neuen Überschwemmungen bereits wieder vor einem Hungerwinter steht, an solchen militärischen Machtdemonstrationen eigentlich? Vor allem kommerzielle. Nord-Korea ist in den vergangenen drei Jahren zum weltweit größten Exporteur von Raketen und Raketentechnologie geworden. Das bringt dringend benötigte Devisen. Allein im letzten Jahr dürfte Pjöngjang mit diesen Exporten rund eine Milliarde US-Dollar eingenommen haben.

Die Abnehmer sind nicht weniger gefährliche Mitglieder im Weltstaatenbund. Pakistans Ghauri-Rakete – im letzten Jahr zum ersten Mal getestet – beruht auf nordkoreanischer Technologie. Ebenso eine vom Iran im Juli getestete neue Mittelstreckenrakete. Glaubt man den Angaben des US- amerikanischen Geheimdienstes CIA, dann hat Irans Militär gar 150 Raketen des Typs „Rodong 1“ von Nord-Korea aufgekauft. Und auch die nahöstlichen Diktaturen Libyen und Syrien sollen zu den Kunden der Machthaber in Pjöngjang gehören.

Außer dem kommerziellen Nutzen glaubt Pjöngjang aus dem Test wohl auch politisches Kapital schlagen zu können. Ziel des Regimes ist es, die USA zur Aufgabe ihres im Jahre 1953 verhängten Wirtschaftsembargos zu bewegen. Erst dann werde Nord-Korea die Raketenentwicklung aufgeben, erklärte im Juli ganz offen der staatliche Nachrichtensender KCNA. André Kunz

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