■ Sind Baudenkmäler wichtig?: „Auch Häßliches ist schützenswert“
Martin H., 48 Jahre, Frührentner
Ich finde Baudenkmäler wichtig, da sie viel über unsere Vergangenheit aussagen. Jedes Volk hat seine eigene Geschichte, und die Baudenkmäler erinnern uns an diese. Geschichtsträchtige Gebäude halte ich daher unbedingt für schützenswert. Also solche, die beispielsweise im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen, denn sie dienen uns gleichzeitig als Mahnmal.
Albrecht von Sonntag, 26 Jahre, Rechtsreferendar
Es gibt Baudenkmäler, von denen ich nicht weiß, warum sie solche sind. Für mich steht der ästhetische Aspekt der Gebäude im Vordergrund, was nicht heißen soll, daß häßliche Häuser, die Geschichtliches in sich tragen, nicht auch schützenswert sind. Doch wenn das Haus das Charisma eines geschichtlichen Ereignisses nicht übernommen hat, halte ich es auch nicht für erhaltenswert.
Bärbel Müller, 58 J., Kleideranwärterin
Baudenkmäler sind wichtig für die Nachwelt. Durch den Schutz der Siegessäule oder des Brandenburger Tores bleibt die Geschichte unserer Stadt nachvollziehbar. Schwierig finde ich es, wenn man vor einem Denkmal steht und erraten muß, warum das nun schützenswert ist. Das Verständnis für manche Denkmäler hängt wohl davon ab, ob man im Osten oder im Westen gelebt hat.
Jeannine Ernst, 26 Jahre, Studentin
Baudenkmäler dienen dazu, das Gesicht einer Stadt aufrechtzuerhalten und gewisse Strukturen aufzuweisen. Speziell in Berlin ist im Krieg so viel zerstört worden, daß das Wenige, was uns geblieben ist, erhalten werden sollte. Die Ästhetik eines Gebäudes spielt für mich auch eine Rolle. Da ich mit der neuen Architektur nicht zufrieden bin, freue ich mich über die Erhaltung schöner alter Gebäude.
Dorthe Groeger, 27 Jahre, Studentin
Durch die Erhaltung mancher Bauten werden wir auf unsere Geschichte hingewiesen. Doch finde ich den ästhetischen Aspekt des Denkmalschutzes nicht weniger wichtig. Jedenfalls schaue ich mir schöne Baudenkmäler lieber an als häßliche. Wiederum habe ich nichts dagegen, die Plattenbauten im Ostteil der Stadt unter Denkmalschutz zu stellen, weil sie zeigen, wie es dort wirklich war.
Stefan Weber, 33 Jahre, Jurist
Man macht es sich etwas einfach, wenn man den Denkmalschutz nur unter dem Aspekt der Schönheit betrachtet. Den Palast der Republik halte ich beispielsweise für schützenswert. Auch wenn mich der Anblick quält. Doch die politische Geschichte gibt ihm seine Existenzberechtigung. Schöner ist es natürlich, wenn man Denkmalschutz mit Kultur verbinden kann, wie auf der Museumsinsel.
Umfrage: SongülÇetinkaya
Fotos: Nino Rezende
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