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Im Verbund über Wasser halten

Hamburger Werft Blohm+Voss weist Gerüchte über einen Verkauf zurück  ■ Von Kai von Appen

Blohm+Voss hat gestern einen Bericht des Nachrichtenmagazins Focus über den bevorstehenden Verkauf der Hamburger Traditionswerft heftigst zurückgewiesen. „Da ist nichts dran“, so B+V-Sprecherin Andrea Wessel gegenüber der taz hamburg. „Wir werden nicht verkauft“, bekräftigt so Wessel, „es gibt keine Verhandlungen.“ Und auch aus der Krupp-Zentrale in Essen kommt ein klares Dementi: „Das sind Spekulationen, die jeder Grundlage entbehren.“

Hintergrund der Focus-Spekulation ist die Fusion der Stahlriesen Thyssen und Krupp, die am Freitag vom Thyssen-Chef Ekhard Schulz und Krupp-Manager Gerhard Cromme per Vertrag besiegelt wurde. Dabei kündigten die Bosse des neuen Stahlgiganten an, sich von mehreren Tochtergesellschaften mit einem Gesamtumsatz von 5,45 Milliarden Mark und 14.460 Mitarbeitern trennen zu wollen. B+V sowie die Thyssen Nordseewerke (TNSW) sind zu 100 Prozent Thyssen-Töchter.

Gerüchte über einen möglichen B+V-Verkauf sind allerdings nicht vollständig aus der Luft gegriffen. Bereits 1996 hatte es zwischen B+V und den Kieler Howaldtswerken-Deutsche Werft (HDW) konkrete Verhandlungen gegeben, die aber abgebrochen wurden. „Das waren nur Gespräche“, versucht B+V-Sprecherin Wessel nun die Verhandlungen von damals runterzuspielen. In deren Folge gab es immer wieder Planspiele, ob es aus Sicht der Unternehmensleitungen sinnvoll sein könnte, B+V, HDW und TNSW zu einem Werftenverbund zu verschmelzen und den jeweiligen Standort auf einen Produktionsschwerpunkt zu spezialisieren.

Auch der B+V-Betriebsrats-Vorsitzende Otto Tetau hält die Verkaufs-Gerüchte für „Quatsch“. „Wer soll denn da zwei Werften kaufen und viel Geld investieren“, fragt sich Tetau, „zumal wir gerade wieder in der Gewinnzone sind.“ Aufgrund der guten Auslastung – B+V baut gerade zwei Luxus-Kreuzfahrtschiffe der neuen Generation und hat Aufträge der Bundesmarine und des türkischen Militärs für mehrere Fregatten vorliegen – ist laut Tetau überdies die Werft für einen möglichen Käufer viel zu teuer.

Was allerdings kommen werde, prophezeit Tetau, sei die Fusion der Großwerften B+V, HDW und TNSW zu einem Werftverbund. „Gegen eine Kooperation haben wir aber nichts“, erläutert der Betriebsrats-Chef, „es ist nun mal der Trend der Zeit, daß wir in einem Verbund besser überleben können.“

Bei B+V auf Steinwerder gegenüber den Landungsbrücken sind derzeit noch 2100 Menschen beschäftigt – knapp 1000 im Schiffsneubau, 400 im Reparaturbereich und 750 im Apparate- und Maschinenbau. Neben dem neu konstruierten Luxusliner baut B+V überwiegend Kriegsschiffe, aber auch Panzerwannen.

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