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Gosse, Knast oder Grab?

■ Gascoigne erneut auf Entzug, deutsche Kicker harmoniesüchtig im Eigenlobrausch

Soccerland (taz) – Fußball und Sucht – ein weites Feld. In England etwa haben sie neue Sorgen um Paul Gascoigne. Der 31jährige Ex- Nationalspieler schloß eine einwöchige Sauftour in Irland („a week of heavy drinking“) mit der Einlieferung in eine Trinkerverwahranstalt ab. Darauf meldete sich Steve Jacobs zu Wort, ein erfahrener Therapeut für britische Fußball- Alkoholiker, der zuletzt die Ligastars Paul Merson und Tony Adams vom Suff geheilt hatte: „Das Verhaltensmuster in Gascoignes Leben ist erschreckend. Wenn er sich nicht ändert, landet er entweder in der Gosse, im Knast oder im Grab.“ Gascoigne, kürzlich von den Briten zum „dümmsten Mitbürger“ gewählt, hatte zuletzt vor zwei Monaten einen Freund in einer durchzechten Nacht unter den Tisch gesoffen. Mit Folgen: Der Suffkumpan starb an akuter Alkoholvergiftung.

Ganz anders die Drogensituation in den Reihen der deutschen Nationalmannschaft nach dem ernüchternden 0:1 gegen die Türkei. Bei den Terrible Twins Erich Ribbeck und Ulrich Stielike herrscht blanke Harmoniesucht. Lothar Matthäus meldet sich aus dem Muskel-Exil mit einem großen Lob für seinen Stellvertreter Jens Nowottny, das dieser brav zurückgibt und eine gemeinsame Zeit mit dem Bayern-Veteranen vorschlägt. Wörns, derzeit Šuker-gesperrt im Wartestand, gibt Serieninterviews, in denen er seinen Lieblingshaßtrainer Ribbeck umschmeichelt. Ribbeck selbst hat angekündigt, daß der notorisch nüchterne Nerlinger in Moldawien auflaufen werde. Für wen? Das verriet Ribbeck nicht: Bloß keine Unruhe ins Team bringen! Dafür werden schon die gefürchteten Stürmer der Fußballweltmacht Moldawien morgen sorgen und die masochistischen deutschen Fußballjunkies quälen. müll-

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