: Für die NBA ist es fünf nach zwölf
■ Nach weiteren ergebnislosen Verhandlungen im Arbeitskampf wurden die ersten 99 Spiele der NBA-Saison 1998/99 definitiv abgesagt
Berlin (taz) – Seit Dienstag ist klar, daß David Stern, Commissioner der Basketball-Liga NBA, diesmal aufs Ganze geht. Obwohl die von den Klubbesitzern ausgesperrten Spieler einen relativ weitgehenden Kompromißvorschlag im Arbeitskampf präsentierten, um die Saison doch noch wie geplant am 3. November beginnen zu können, blieb die NBA-Führung hart. Damit war klar, daß die neue Spielzeit nicht vor dem 17. November beginnen würde. 99 Begegnungen wurden abgesagt, ein Imageschaden für die Liga ist gewiß.
„Ich bin sehr enttäuscht“, erklärte Stern ein wenig scheinheilig, denn es ist seine Seite, die den aktuellen Arbeitskampf initiiert hat. Schon 1995 waren die Besitzer entschlossen gewesen, eine „harte“ Begrenzung der Gehaltssumme bei den einzelnen Teams durchzusetzen, stießen aber auf heftige Gegenwehr der Spieler, hinter denen als wahre Drahtzieher die Top- Agenten stehen – vor allem der mächtige David Falk, der Michael Jordan unter Vertrag hat. Die Agenten streben eine gänzliche Abschaffung jener „salary cap“ (Gehaltsobergrenze) an, welche die NBA gerade fixieren will. Mit ihrem Bestreben, die bestehende, gemäßigte Spielergewerkschaft aufzulösen, scheiterten die Agenten damals. Die Profis stimmten mit großer Mehrheit für einen Kompromiß, der allerdings beiden Seiten nicht sonderlich gefiel. In diesem Frühjahr waren es die Besitzer, die den kollektiven Arbeitsvertrag vorzeitig kündigten und die Profis zum 1. Juli aussperrten.
In der Spielergewerkschaft hat inzwischen die Agentenfraktion faktisch die Macht übernommen – Präsident ist Falk-Klient Patrick Ewing – und eine Annäherung der Positionen schien nahezu utopisch. Um so überraschender kam der Vorschlag der Spieler, eine Luxussteuer der Klubs für besonders hohe Gehälter zu akzeptieren, die finanzschwachen Klubs zufließen und die Besitzer zum Maßhalten zwingen würde. „Wir unternehmen Schritte, um den Graben zu überbrücken“, sagte Ewing, „nun sind sie am Ball.“ Die Besitzer versprachen, mit einem Gegenvorschlag zu antworten, ließen aber erkennen, daß sie erheblich mehr wollen, als die Spieler bieten. Matti
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