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■ KommentarWarum der Bundespräsident nicht weiblich sein muß, aber Limbach heißen sollte

Die Frauen des künftigen Regierungsbündnisses wollen, so ist zu hören, mehr Einfluß haben. Sie wollen, so brachte es die Fraktionssprecherin der Bündnisgrünen, Kerstin Müller, auf den wolkigen Punkt, die Hälfte des Himmels haben. Gut gebrüllt, Löwin, sollste haben, denn über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos.

Hernieden auf Erden aber, da wird nicht geteilt, sondern verteilt. Und wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Bei Rot-Grün sind die Männer zuerst gekommen. Und dann kamen..., nein, nicht die Frauen, sondern die Quote. Es kam der Versuch, die Konkurrenz auszutragen, ohne sich in die Konkurrenz zu begeben. Es wird um Posten gekämpft, wo es gilt, Personen durchzusetzen. Es wird auf Proporz geachtet, wo von Politik die Rede sein müßte. So wird die Staatsspitze als sozialdemokratischer Erbhof verteilt. Das ist das gute Recht der SPD, sie hat die Wahlen gewonnen.

Das Recht endet aber dort, wo das Amt des Bundespräsidenten gleich mit verhökert wird. Denn das hat mehr zu verkörpern als den Konsens der SPD. Es sei, so heißt es, Johannes Rau versprochen. Lafontaine stehe im Wort. Manche Frauen der SPD würden gerne eine Frau in diesem Amt sehen, wollen aber nichts gegen Rau sagen. Dabei ließe sich gegen ihn manches einwenden, was nicht ehrenrührig ist und an der Person des Präsidenten erörtert werden sollte. Es ließe sich die deutsche Tradition erörtern, daß es ein Mann, ein alter noch dazu, sein muß. Es ließe sich erörtern, daß die 68er-Generation kaum Persönlichkeiten hervorgebracht hat, die die Anerkennung genießen, die für das Amt erforderlich ist. Und man muß wohl das Verdikt thematisieren, daß eine Debatte die Person beschädige. Es sollte vielmehr die Debatte eröffnet werden, bevor ein drohender Wortbruch Lafontaines als Argument reicht, sie im Keim zu ersticken.

Ein Anstoß dazu: Die Frauen der SPD, aber nicht nur sie, hätten mit der Verfassungsgerichtspräsidentin Jutta Limbach eine Kandidatin an der Staatsspitze, die den gesellschaftlichen Wandel, der mit dem Regierungswechsel eingeläutet werden soll, hinreichend verkörpert und ihn mit eigenen Positionen auch angemessen begleiten würde. Dafür hat sie in ihrer politischen und richterlichen Praxis genug Zeugnis abgelegt. Diese Kandidatin wäre es wert, nicht aus Gründen der Quote ins Feld geführt zu werden. Denn sie muß für mehr stehen als nur die Hälfte des Himmels. Dieter Rulff

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