■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Pöstchen, Pöstchen ...
Die Bremer Bürgerschaftswahl naht – im Juni nächsten Jahres ist es wieder soweit. Die Zeit ist knapp, die Pöstchen in der Verwaltung müssen besetzt werden und zwar schleunigst. Selbst wenn die Wahl verloren geht, sorgen die Parteifreunde in der Verwaltung dafür, daß trotzdem die richtige Politik umgesetzt wird.
Die CDU, der christlichen Nächstenliebe ja verpflichtet, ist schon kräftig dabei, die Parteifreunde unterzubringen. Ex-Baustaatsrat Baltes, der jetzt Vize-Präsident des Rechnungshofes werden darf, obwohl er von Finanzen nicht besonders viel Ahnung hat, ist nicht der einzige Versorgungsfall. Bei der Senatskommission für das Personalwesen, kurz SKP, war kürzlich das Referat 24 für Personaleinsatz und Personalberatung, Ausbildung und Nachwuchskräfte neu zu besetzen. Eineinhalb Jahre war die Stelle frei, das sollte sich jetzt ändern. Staatsrat Johannes Beermann bemühte eiligst – so wird erzählt – die Tasten seines Computers. Dort soll eine Liste mit zu versorgenden CDU-Mitgliedern und Sympathisanten gespeichert sein. Ralf-Uwe Wenzel, Jahrgang 53, Halle an der Saale, Sachsen-Anhalt, Personalamtsleiter, spuckte der Computer aus. Er war Planungsbeauftragter und leitete das Büro des Oberbürgermeisters. Doch der Vorschlag aus dem Computer bekam Konkurrenz aus einer Bremer Behörde. Eine hochqualifizierte Dame, deren Name an dieser Stelle ungenannt bleiben muß, weil sie gegen die Berufung Wenzels vor Gericht ziehen will. Außerdem ist die Geschichte um die Berufung Wenzels viel interessanter. SKP-Senator Hartmut Perschau (CDU) war über die christdemokratische Lösung des Problems hocherfreut. Nur die Frauenbeauftragte streikte und legte Widerspruch ein. Wieviel das genützt hat, können wir uns an dieser Stelle ja mal ausmalen, indem wir kurz die Augen schließen. Doch auch der Personalrat schüttelte den Kopf. Besagte Dame macht exakt den gleichen Job in einer Bremer Behörde, und zwar schon seit Jahren und sehr erfolgreich. Während Beermann mal wieder auf Reisen war (was das für Reisen sind, ist an dieser Stelle schon ausführlich beschrieben worden), probte der Personalrat den Aufstand und setzte die Entscheidung aus. Beermann – so wird behauptet - bekam nach seiner Rückkehr einen Tobsuchtsanfall und zitierte den Personalrat zu einer Sondersitzung morgens um 8.15 Uhr. Die Entscheidung eilte. Er werde die mit dem Personalrat ausgehandelten Beförderungen zum 1. Oktober nicht unterschreiben, drohte der Staatsrat. Der Personalrat knickte ein und gab dem Bewerber Wenzel doch seine Stimme. Die anschließende Beratung über die Personalentscheidung im Senat war ein großkoalitionäres Kinderspiel. Die CDU hatte keine Schwierigkeiten, Wenzel durchzusetzen. Schließlich wollten Uwe Wischer, der Mann von SPD-Sozialsenatorin Tine, und Holtermann, der Schatten von Bürgermeister Henning Scherf (SPD) auch befördert werden. Jetzt sind fast alle zufrieden. Schön, findet
Ihre Rosi Roland
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